Harvey Weinstein: Jessica Mann sagt erneut gegen „Monster“ aus

Jessica Mann erhebt schwere Vorwürfe im Prozess gegen Harvey Weinstein. Vor Gericht schildert sie, welchen Horror sie erlebt hat.

Jessica Mann (39) ist am 20. Mai in den Zeugenstand zurückgekehrt, um weiter gegen Harvey Weinstein (73) auszusagen, wie das US-Branchenmagazin „Variety“ berichtet. Dem ehemaligen Filmmogul wird vorgeworfen, die Schauspielerin vergewaltigt zu haben. Sie habe ihn damals angefleht, Weinstein habe sich ihr jedoch aufgezwungen.

Im Wiederaufnahmeverfahren gegen Weinstein hatte Mann bereits am Montag den Zeugenstand betreten. Laut US-Berichten hatte sie erzählt, den Angeklagten häufig als „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ bezeichnet zu haben. Er habe ihr Komplimente gemacht, sich jedoch schlagartig in ein „Monster“ verwandelt, wenn es um Sex ging. Nach einem ersten sexuellen Übergriff habe sie zunächst eine einvernehmliche Beziehung zu Weinstein gehabt. Im März 2013 soll er sie dann angeblich in einem Hotelzimmer vergewaltigt haben.

Jessica Mann konnte sich vor Angst nicht bewegen

Mann habe jetzt von einem weiteren Vorfall berichtet, der sich rund neun Monate nach der angeblichen Vergewaltigung im März ereignet haben soll. Gegen Ende des Jahres 2013 habe sie sich in einer Beziehung mit einem anderen Mann befunden. Als Weinstein herausfand, dass es sich um einen Schauspieler handelte, sei er wütend geworden. Weinstein habe sie ins Schlafzimmer gezerrt, sie auf ein Bett geworfen und gesagt, dass sie ihm ein weiteres Mal „schuldig“ sei.

„Es geschah so schnell und heftig“, habe Mann unter Tränen vor Gericht erklärt. „Ich habe ihn angefleht, weil ich keinen Sex mit ihm haben wollte. Er befahl mir, es zu tun“, erzählte sie demzufolge weiter. Weinstein habe ihr die Hose heruntergerissen und dabei Kratzspuren an ihren Beinen hinterlassen. Als er im Badezimmer verschwand, habe sie sich gesagt, dass sie rennen sollte, aber offenbar vor lauter Angst habe sie sich nicht bewegen können.

Sie könne sich an sein Gewicht auf ihr erinnern und daran, dass sie kaum atmen konnte. Ihr sei schwarz vor Augen geworden. Nachdem sie zu sich gekommen sei, habe sie nicht gewusst, was vor sich ging. „Ich kroch ins Bad, stand auf und sah mich im Spiegel, aber ich wusste nicht, dass ich es war. Ich konnte mich selbst nicht wiedererkennen“, erinnert sie sich. Mann habe sich in einem Schockzustand befunden, Weinstein habe sich „sehr gewaltsam“ an ihr vergangen gehabt.

Richter lehnt Antrag ab

Mit der Begründung, dass Manns Aussage nichts mit der Anklage zu tun habe und die Geschworenen dadurch beeinträchtigt würden, habe Weinsteins Anwalt das Gericht aufgefordert, das Verfahren einzustellen. Der Richter habe den Antrag jedoch abgelehnt.

Neben der angeblichen Vergewaltigung werden Weinstein im Wiederaufnahmeverfahren auch sexuelle Straftaten im Zusammenhang mit Filmproduzentin Miriam Haley und dem Model Kaja Sokola vorgeworfen. Weinstein soll die beiden Frauen zum Oralverkehr genötigt haben. Wie schon im ersten Prozess bestreitet der mittlerweile 73-Jährige alle gegen ihn erhobenen Anschuldigungen.

Die Verurteilung des Ex-Filmmoguls aus dem Jahr 2020 war im April 2024 aufgehoben worden. Davor hatte das Berufungsgericht entschieden, dass der Richter unzulässigerweise Zeugenaussagen anderer Frauen erlaubt hatte, die nichts mit den Anklagepunkten zu tun hatten.