Ein Mann stößt eine Frau vor eine einfahrende S-Bahn. Nun steht er vor Gericht und zeigt Reue. Doch das Opfer leidet bis heute an den Folgen der Tat.
Eine Frau wartet an der Frankfurter Hauptwache auf die S-Bahn, als ihr plötzlich kräftig in den Rücken gestoßen wird und sie ins Gleisbett stürzt. Die ehemalige Leistungssportlerin reagiert blitzschnell und kann sich selbst retten. Beim Prozessauftakt nun vor dem Landgericht gegen den mutmaßlichen Täter äußert dieser sein Bedauern: „Es tut ihm unendlich leid“, sagte der Rechtsanwalt des 39-Jährigen, der an einer psychischen Erkrankung leidet.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem versuchten heimtückischen Mord vor. Da der Mann jedoch krankheitsbedingt als schuldunfähig gilt, geht es in dem Prozess nicht um eine Haftstrafe, sondern um seine dauerhafte Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Einen Tag nach der Tat war der obdachlose Mann dort bereits eingewiesen worden, seitdem wird er in der Klinik behandelt.
Passanten verfolgen Täter
Die Tat in der S-Bahn-Station Hauptwache am Vormittag des 2. Januar 2025 war von einer Überwachungskamera aufgezeichnet worden, die Aufnahmen wurden in der Verhandlung abgespielt. Darauf ist zu sehen, wie der jetzt 39-Jährige zunächst hinter der am Bahnsteig stehenden Frau entlangläuft, sich nach wenigen Metern umdreht und sie mit beiden Händen kräftig in den Rücken stößt, während die S-Bahn einfährt.
Die heute 38-Jährige – eine ehemalige Leistungssportlerin – stürzte ins Gleisbett, sprang jedoch sofort wieder auf und kletterte schnell zurück auf den Bahnsteig. Passanten rannten zu ihr, andere liefen dem Täter hinterher.
Laut Staatsanwaltschaft war die S-Bahn mit einem Tempo von 36 Kilometern pro Stunde und damit ungewöhnlich langsam eingefahren, üblich ist ein Tempo von 60. Der Lokführer leitete eine Notbremsung ein und brachte die Bahn noch rechtzeitig zum Stehen.
Emotionale Folgen immens
„So etwas vergisst man nicht“, sagte die Frau in ihrer Zeugenvernehmung im Gericht. An den Sturz habe sie keine Erinnerung, erst im Gleisbett sei sie zu sich gekommen. „Ich konnte nicht glauben, was passiert ist“, berichtete sie weinend. Körperlich habe sie Schürfwunden und Prellungen erlitten, die emotionalen Folgen seien jedoch deutlich schwerer.