Tesla-CEO Elon Musk soll noch reicher geworden sein. So jedenfalls geht es aus der Milliardärsliste von „Forbes“ hervor. Aber wie verlässlich sind diese Listen?
Er steht mal wieder vorne dran: Elon Musk, Techmilliardär, besitzt als erster Mensch ein Vermögen von mehr als 500 Milliarden Dollar. So jedenfalls geht es aus einem Milliardärs-Tracker des Magazins „Forbes“ hervor. Demnach stieg Musks Nettovermögen am Mittwoch kurzzeitig auf 500,1 Milliarden Dollar, bevor es wieder auf 499,1 Milliarden Dollar sank. Grund dafür waren unter anderem Kursgewinne von Musks Elektroautokonzern Tesla.
Musk steht schon seit längerem an der Spitze der „Billionaire’s List“ von „Forbes“ und gilt als reichster Mensch der Welt. Auf Platz zwei folgt der Chef des Softwarekonzerns Oracle, Larry Ellison, dessen Nettovermögen laut dem US-Magazin rund 351 Milliarden Dollar beträgt. Doch wie verlässlich sind diese Zahlen wirklich?
Nicht alle Reichen sind auskunftsfreudig
Da die wenigsten Multimilliardäre ihre Kontoauszüge veröffentlichen, müssen sich die Ersteller der „Billionaire’s List“ oder ähnlicher Reichenlisten anders behelfen. Das „Manager Magazin„, das jährlich eine Liste der „reichsten Deutschen“ veröffentlicht, weist etwa aus, dass es sich bei allen Vermögensangaben „um Schätzungen“ handle. Dabei werden zum Beispiel die Werte von Aktien genommen, die die Personen halten, aber auch Immobilienwerte oder Kunstobjekte. Immer wieder ergeben sich dabei deutliche Bewertungssprünge, weil neue Informationen hinzugekommen sind.
Auch „Forbes“ sammelt Vermögenswerte und versucht diese hochzurechnen. Außerdem gibt das Magazin an, mit vielen Mitgliedern der Liste und in ihrem Umfeld Interviews geführt zu haben. Manche seien auskunftsfreudig, andere eher weniger, was das persönliche Vermögen angeht.
Besonders hohe Vermögen verlässlich zu schätzen, ist allerdings sehr schwierig. So sind – anders als zum Beispiel manche Aktienanteile – private Verbindlichkeiten nicht öffentlich. Die Schulden, die auf einem Vermögen lasten, sind daher oft nicht mit einberechnet. Bei sehr reichen Personen kommt noch hinzu, dass manche Vermögenswerte im Ausland liegen und sich nicht so einfach öffentlich ermitteln lassen.
Auch wissenschaftliche Institute und Behörden haben Probleme damit, besonders hohe Vermögen zu erfassen. Die Bundesbank etwa führt regelmäßig eine aufwendige Befragung durch, um das Nettovermögen der privaten Haushalte zu ermitteln. Die reichsten Haushalte kommen nur sehr selten in die Stichproben. Der Anteil des Vermögens, der auf die vermögendsten Haushalte entfalle, sei daher unterschätzt, schreibt die Bundesbank.
Elon Musk kann sich nicht ausruhen
Im Jahr 2015 versuchten Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), anhand der „Forbes“-Liste die Vermögen der reichsten Deutschen zur allgemeinen Statistik hinzuzuschätzen. Das Ergebnis: Ihr Anteil am gesamten Nettovermögen würde sich deutlich erhöhen. Im Jahr 2010 verglichen amerikanische Forscher die „Forbes“-Zahlen mit den Steuerdaten, die für diese Personen vorlagen. Dort zeigte sich, dass die angegebenen Vermögen im Schnitt nur halb so hoch waren wie die „Forbes“-Schätzung. Was sich in beiden Fällen zeigte: Die Unsicherheiten bei dieser Schätzung sind enorm hoch.
In der Wissenschaft gelten die Listen daher als wenig verlässlich. „Ich halte von diesen Reichenlisten herzlich wenig“, sagt Markus Grabka. Der Wirtschaftswissenschaftler am DIW beschäftigt sich seit langem mit Einkommens- und Vermögensverteilung. „Die Bandbreite der Unsicherheit ist so groß, dass sich keine sinnvolle Aussage dazu treffen lässt.“ In den meisten Fällen seien die Listen komplette Schätzungen – „und liegen im Regelfall eher daneben“. Die Werte seien wissenschaftlich nicht belastbar.
Allerdings garantieren sie Aufmerksamkeit, auch wenn der Zeitpunkt, an denen das Vermögen geschätzt wird, mehr oder weniger willkürlich ist. Elon Musks Durchbruch der 500-Milliarden-Dollar-Marke basiert zum Beispiel vor allem auf den Aktienzuwächsen bei Tesla – die aber in wenigen Tagen wieder komplett anders aussehen können. Es ist nur eine Momentaufnahme. Und gerade Elon Musks Reichtum dürfte auf dünnem Eis stehen, hat sich der Milliardär doch mit US-Präsident Donald Trump überworfen. Sollte dieser auch gegen Musks Unternehmen wie Tesla oder X vorgehen, könnten die Aktienkurse in den Keller rauschen. Auf seinen angeblichen 500 Milliarden Dollar kann sich Elon Musk also nicht ausruhen.