Leo XIV.: Der neue Papst ist ein politischer Amerikaner und kein Fan von Donald Trump

Der Vatikan und der Papst sind altmodisch? Von wegen! Der neue Pontifex Robert F. Prevost hat einen X-Account. Den nutzt er vor allem zu einem bestimmten Zweck.

Für Donald Trump wird das Papstamt bisweilen eine KI-Fantasie bleiben. Entzückt ist der Mann im Weißen Haus dennoch, weil nun erstmals ein US-Amerikaner den höchsten Posten im Vatikan bekleidet. „Es ist solch eine Ehre, zu realisieren, dass er der erste amerikanische Papst ist“, freute sich Trump auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social und deutete bereits die Hoffnung auf ein Treffen mit Papst Leo XIV. an. „Es wird ein sehr bedeutsamer Moment sein!“

Bedeutsam sicherlich. Ob sich der US-Präsident nach einem Treffen, so es denn stattfindet, genauso euphorisch äußert, sei dahingestellt. Das Entzücken des neuen Pontifex jedenfalls dürfte sich in Grenzen halten.

Was der neue Papst von Trumps Migrationspolitik hält

In seiner Ansprache auf dem Balkon über den Gläubigen auf dem Petersplatz sprach Papst Leo XIV. vom Brücken bauen und von Frieden für „alle Völker“. Der 69-Jährige, mit bürgerlichem Namen Robert Prevost, gilt als weltoffen. Wie sein Vorgänger Papst Franziskus, der seine X- und Instagram-Accounts pflegte, wie keiner vor ihm, dürfte auch Papst Leo XIV. ein politischer Social-Media-Papst werden. Doch während Franziskus seine Botschaften friedlich, ja fast demütig formulierte, äußerte sich der neue Pontifex zu Kardinalzeiten weniger diplomatisch.

Auf seinem privaten X-Account teilt er regelmäßig seine Meinungen zum Weltgeschehen. Seine größte Kritik galt unter anderem Donald Trump und dessen Vize J.D. Vance. Bereits 2015 kritisierte er den US-Präsidenten für seine „einwanderungsfeindliche Rhetorik“ und bezeichnete seine Politik als „problematisch“.

Zehn Jahre später teilte Prevost einen Artikel der katholischen Zeitschrift „America Magazine“, die von Jesuiten in den Vereinigten Staaten herausgegeben wird. Der Beitrag widmet sich einem Brief von Papst Franziskus an die katholischen Bischöfe anlässlich der von Donald Trump veranlassten Massenabschiebungen in den USA. Der Beitrag kritisiert die Pläne des US-Präsidenten.

Papst Trump JD Vance

Kurz vor Beginn des Konklaves teilte Prevost noch eine Kritik an einem Treffen von Trump mit dem Präsidenten von Salvador, Nayib Bukele, bei dem die beiden über die außergerichtliche Abschiebung eines Einwanderers diskutierten.

Papst Trump

Papst Leo weist Vance beim Thema Nächstenliebe zurecht

Viel Aufmerksamkeit erhält ein Post vom 3. Februar, mit dem sich Prevost zu einer Aussage von Vance äußert. Der US-Vizepräsident hatte in einem Interview mit dem Sender Fox News behauptet, ein „christliches Konzept“ besage, dass „man seine Familie liebt, dann seinen Nächsten, dann seine Gemeinschaft und dann seine Mitbürger, und erst danach den Rest der Welt in den Vordergrund stellt“.

Vance bezog sich damit wohl auf eine Bibelstelle im Neuen Testament, die die Zehn Gebote aus dem Alten Testament einordnet. Die Bibelstelle darin dürfte Vance missinterpretiert haben, denn in diesem 19. Kapitel des Matthäus-Evangeliums heißt es abschließend „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Eine Abstufung nach sozialer Nähe und Bekanntheitsgrad wird an keiner Stelle erwähnt.

Prevost widerspricht dem Vizepräsidenten zurecht mit dem Kommentar: „JD Vance irrt: Jesus verlangt nicht von uns, unsere Liebe zu anderen zu priorisieren“.

Papst JD Vance

Maga-Lager hetzt gegen Papst Leo

Dass das neue Oberhaupt der Katholischen Kirche kein Freund von ihm werden dürfte, hat Donald Trump offenbar übersehen. Dafür hetzen seine Anhänger gegen den Geistlichen. Die rechte Influencerin Laura Loomer twitterte, sie müsse nicht katholisch sein, um zu sehen, dass „es nichts zu feiern gibt“. Sie verwies auf die Kritik des ehemaligen Kardinals an der US-Regierung und bezeichnete ihn als „weitere marxistische Marionette im Vatikan“.

Abgesehen von seinen Ansichten zur gleichgeschlechtlichen Ehe, Transgenderrechten und Abtreibungen haben der neue Papst und die US-Regierung nichts gemeinsam. Papst Leo unterstützt den Kampf gegen den Klimawandel und spricht sich gegen Rassismus aus. Nach der Ermordung des US-Amerikaners George Floyd durch die Polizei 2020 retweetete er auf seinem damaligen Twitter-Account eine Reihe von Beiträgen, in denen er zur Ausrottung von Vorurteilen und Hass aufrief.

Vielleicht stellt Donald Trump bei dem erhofften Treffen fest, dass ihm der neue Papst zu woke ist.