Vom Balkon des Oberbürgermeisters bis zur Sternwarte: Am Frankfurter Rooftop Day öffnen sonst verborgene Dächer. Auch andernorts in Hessen bieten sich interessante Perspektiven von oben.
Wer denkt, spannende Dachterrassen-Erlebnisse gäbe es nur in New York oder Hongkong, der sollte den Blick gen Frankfurt richten: An diesem Samstag (23.8) lädt die Mainmetropole zu ihrem ersten Rooftop Day mit rund 30 Locations ein, die ihre Türen und Dächer für das Publikum öffnen. Doch auch andernorts in Hessen lohnt sich der Aufstieg.
Erster Frankfurter Rooftop Day
Auf dem Dach des Städel-Museums, von diversen Kirchtürmen oder in Rooftop-Bars: Am Samstag lässt sich die Frankfurter Skyline aus mehr als 30 Perspektiven betrachten. Am ersten Frankfurter Rooftop Day werden die Dächer und Balkone geöffnet, Restaurants, Bars, Hotels und Kulturbetriebe bieten von 17 bis 23 Uhr Programm aus „Musik, Kultur, Kulinarik, Kunst und Aktionen unter dem Motto „Ganz oben. Ganz Du.““, heißt es von der Stadt.
Auch Locations, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind, dürfen besucht werden – darunter etwa der Balkon des Oberbürgermeisters oder die Sternwarte des Physikalischen Vereins. Im Kletterwald im Deutsche Bank Park können die Hochhäuser der Mainmetropole in der Ferne bei sportlicher Aktivität bestaunt werden.
Fulda ganz oben: „Karlchen vom Dach“
Auf einem ehemaligen Kaufhausdach mitten in der Fuldaer Innenstadt ist ein lebendiger Treffpunkt mit Biergarten, Snacks, Lounge-Atmosphäre und einem überraschend vielseitigen Freizeitangebot entstanden. Ob Billard spielen, Kinderecke, Schmökern im Liegestuhl, Urban Gardening, Yoga, Malen, Salsa-Tanzen oder einfach nur den Sonnenuntergang über den Dächern Fuldas bei einem kühlen Getränk genießen: Seit gut einem Jahr erweitert das „Karlchen vom Dach“ das Freizeitangebot in der Barockstadt.
Platz für rund 350 Menschen bietet der Biergarten. Ein Teil des Freizeitangebots ist kostenlos wie beispielsweise die Benutzung des Billardtischs oder der Griff in die Bücherecke. „Wir haben für alle etwas da“, sagt Betriebsleiterin Sonja Dangel-Berisha. „Wir machen Fulda mit Kunst, Kultur, Kreativität und Beisammensein schöner.“
Rooftop auf dem Ex-Kaufhof? In Hanau wird noch überlegt
In Hanau ist ein Projekt wie „das Karlchen“ in Fulda noch Wunschtraum. Auch hier gibt es ein ehemaliges Kaufhaus, die Ex-Filiale von Galeria-Kaufhof, das nun als Freizeit- und Einkaufszentrum Stadthof neu belebt werden soll. Eine Rooftop-Bar auf dem Dach mit einmaliger Aussicht auf den Marktplatz und das Brüder-Grimm-Denkmal ist geplant und würde sicherlich Publikumsverkehr bringen.
Das Vorhaben wird nach Angaben der Stadt derzeit von den Architekten konkretisiert. Eine Entscheidung wird vermutlich Ende des Jahres getroffen. Eine Eröffnung wäre aber wohl eher erst 2028/2029 möglich, da zuvor andere Geschosse des Gebäudes saniert werden sollen, das die Stadt gekauft hat und weiterentwickelt. Das Erdgeschoss ist bereits für den Publikumsverkehr offen und bietet Platz für verschiedene Pop-up-Stores und Freizeitangebote.
Rooftop-Location auch außerhalb größerer Städte
Dass Rooftop-Locations nicht ausschließlich in urbanen Biotopen gedeihen, zeigt ein Blick nach Nidderau. In der rund 20.000 Einwohner zählenden Stadt im Main-Kinzig-Kreis bietet das Gastronomieunternehmen „Hannibal“ in seiner „Bright Lounge“ mit Dachterrasse Gästen die Möglichkeit, in luftiger Höhe internationale Gerichte oder den Sonnenuntergang bei einem Glas Wein oder Cocktail zu genießen.
Location in Gießen steht weiter leer
Dass das Konzept Rooftop auch seine Tücken haben kann, zeigt ein Beispiel in Gießen. In der mittelhessischen Stadt steht solch eine solche Location, in der einst das beliebte Dachcafé untergebracht war, nach der Insolvenz eines früheren Mieters seit längerem leer. Man sei mit entsprechenden Interessenten im Gespräch, erklärt eine Sprecherin der Wohnbau Gießen, zu deren Bestand die Räumlichkeiten gehören.
„Es wird sich weiterhin um ein gastronomisches Angebot handeln“, erklärt die Sprecherin und betont zugleich: „Beachtet werden müssen die Auflagen aus der Baugenehmigung, die den Schallschutz betreffen. Wir haben dazu ein Gutachten anfertigen lassen.“ Wegen der zentralen Lage des Cafés und weil es sich auf dem Dach eines Wohnhauses befinde, müsse der Lärm der Umgebung angemessen sein. „Deswegen wird es einen reinen Gastronomiebetrieb geben ohne laute Partys in den Ruhezeiten“, so die Sprecherin. Bei der Neuvermietung achte man deshalb auf das Konzept der Interessenten.
Die Miethöhe für die Räume sei Verhandlungssache. „Aus unserer Sicht ist es grundsätzlich schwierig, aufgrund der Finanzierbarkeit von Gastronomie, solche Flächen zu vermieten.“ Weil es sich um eine sehr große Fläche handele – inklusive Dachterrasse sind es drei Etagen – müsse ein entsprechend solventer Mieter gefunden werden, der in der Lage sei, eine so große Fläche zu bewirtschaften.