Erinnerungskultur: SED-Beauftragter: Leidtragende des Systems nicht vergessen

Die doppelte Diktaturerfahrung der Menschen im Osten wird zu wenig beachtet, so Johannes Beleites. Der SED-Landesbeauftragte erinnert an die Menschenrechtsverletzungen unter sowjetischer Besatzung.

Die Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen in der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone dürfen nicht vergessen werden. Das fordert der Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Sachsen-Anhalt, Johannes Beleites. Allein zwischen 1950 und 1953 seien rund 140 Frauen und Männer aus Sachsen-Anhalt durch sowjetische Militärtribunale zum Tode verurteilt worden. „Die meisten wurden in Moskau hingerichtet und ihre Asche anonym auf dem Donskoje-Friedhof verscharrt“, so Beleites. Das Gedenken an die Opfer von Militärtribunalen, Verschleppungen und Speziallagern in Sachsen-Anhalt sei ein unverzichtbarer Teil der Aufarbeitungsgeschichte und gehöre in das kollektive Gedächtnis des Landes. 

Schicksal der Menschen im Osten zu wenig beachtet

Der Landesbeauftragte äußert sich anlässlich des Europäischen Gedenktages für die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus am 23. August. „An diesem Tag teilten 1939 Hitler und Stalin Osteuropa unter sich auf“, so Beleites. Das habe den Weg geebnet für Krieg, Massenverbrechen und jahrzehntelange Unterdrückung in Mittel- und Osteuropa. Während nach 1945 im Westen die Demokratie aufgebaut wurde, sei im Osten Deutschlands und Europas mit den sowjetischen Besatzern die nächste Diktatur gekommen, so der Landesbeauftragte. Die doppelte Diktaturerfahrung der Länder „zwischen den Machtblöcken“ sei ein Schicksal, „das in der deutschen Erinnerungskultur bis heute oft zu wenig beachtet wird.“