Die vom Bund in Aussicht gestellte Steuersenkung bringe dringend benötigte Entlastung fürs Gastgewerbe, sagt der Hotel- und Gaststättenverband. Die Gewerkschaft hält das für eine Ausrede.
Die angekündigte Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie wird nach Ansicht des Hotel- und Gaststättenverbandes Thüringen (Dehoga) nicht zu flächendeckenden Preissenkungen der Gastronomen führen. Stattdessen verschaffe die Steuersenkung den Unternehmern Luft angesichts steigender Energie-, Waren- und Lohnnebenkosten, sagte Dehoga-Chef Dirk Ellinger der Deutschen Presse-Agentur. Unternehmer, die ihre Mehrkosten nicht über den Preis erwirtschaften konnten, könnten dann wieder auskömmlich arbeiten. „Die Preiserhöhungen, die auch teilweise hätten erfolgt sein müssen, in diesem Jahr, die sind nicht erfolgt, weil der Markt das gar nicht hergegeben hat“, so Ellinger.
Gewerkschaft: Gastronomen werden fadenscheinige Gründe finden
Die Branche kämpfe seit Corona mit Umsatzrückgängen „weil auch die Gäste ihr Geld zusammenhalten und überlegen, das zweite Getränk nehme ich eben nicht und ein Dessert esse ich eben nicht.“ Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist der preisbereinigte Umsatz in Thüringen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um rund zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. „Da haben wir uns nicht wieder auf das Vorniveau retten können – bei extrem gestiegenen Kosten“, so Ellinger.
Hintergrund ist der Vorwurf der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die Steuersenkung werde den Wirten, nicht aber dem Personal und den Kunden zugutekommen. Nach dem Willen der Bundesregierung soll der Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie zum kommenden Jahr wieder auf 7 Prozent gesenkt werden. „Gastronomen werden viele fadenscheinige Gründe finden, warum sie die 12 Prozent dringend brauchen – und zwar für den Betrieb, für sich selbst“, sagte Jens Löbel, Geschäftsführer der NGG Thüringen.