Straßenkreuzer mit Bett: Parken, bleiben, weitersagen – Wohnmobilurlaub boomt

Der Stellplatz ist idyllisch, der Preis stabil, der Blick gut: Camper sind in vielen rheinland-pfälzischen Kommunen gerngesehene Gäste. Nur selten rollen sie abseits der Wege.

Es gilt als rollende Einzimmerwohnung oder als Hotel mit Handbremse: das Wohnmobil. Das Ferienhaus auf Rädern ist auch in Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden. 2024 gab es rund 42.700 Wohnmobile – fast doppelt so viele wie 2017, wie das Kraftfahrt-Bundesamt mitteilte. Damit lag Rheinland-Pfalz mit 10,2 Wohnmobilen pro 1.000 Einwohnern bundesweit auf Platz fünf. Besonders hoch ist die Dichte demnach in der Südlichen Weinstraße, Bad Dürkheim und der Südwestpfalz.

Der Trend zur Campingkutsche ist laut Caravaning Industrie Verband seit mehr als einem Jahrzehnt zu beobachten – begünstigt durch ein neues Image, den Wunsch nach individuellerem Reisen und verstärkt durch die Corona-Pandemie.

Das Wohnmobil als Wanderwohnzimmer

Die vielfältigen Landschaften zwischen Rhein, Mosel, Eifel, Hunsrück und Pfälzerwald machen das Bundesland zum idealen Ziel für mobile Urlauber. Städte, Gemeinden und Winzer bieten gut ausgestattete Stellplätze an, oft mit Strom, Wasser und Entsorgung. Viele Plätze sind ganzjährig nutzbar. Besonders während der Ferien und an Wochenenden sind sie schnell ausgebucht.

Kommunen fördern das Angebot gezielt – auch aus wirtschaftlichen Gründen. In Einzelfällen kommt es zu Problemen mit „Wildparkern“, doch vielerorts setzt man auf Information und Rücksichtnahme. Insgesamt profitiert Rheinland-Pfalz vom boomenden Wohnmobiltourismus – und baut das Angebot weiter aus.

Gelegentlich gibt es „Wildparker“ in den Weinbergen

Die Moselgemeinde Wintrich bietet 90 Stellplätze an. Die Nachfrage sei groß, vor allem an den Wochenenden im Sommer sei der Platz meistens voll, sagte eine Mitarbeiterin der Tourist-Information. „Der Platz ist lauschig. Er hat auch Bäume und Schatten, was im Sommer wirklich relevant ist.“ 

15 Euro kostet dort ein Stellplatz für 24 Stunden. „Das funktioniert wie im Parkhaus: Man fährt durch die Einfahrtschranke und zieht sein Ticket“, sagte sie. Eine zeitliche Beschränkung, wie lange man stehen bleiben dürfe, gebe es nicht. „Wenn einer will, kann er die ganze Saison bleiben.“ Dies gehe in der Regel von März bis Anfang November.

Der Preis für einen Stellplatz in Wintrich sei in den vergangenen zwei Jahren unverändert geblieben. „Und er wird auch in den nächsten zwei Jahren so bleiben“, sagte die Mitarbeiterin. Strom sei inklusive.

Ärger mit „wildem Parken“ von Wohnmobilfahrern gebe es im Ort direkt nicht. Manchmal könne man aber „Wildparker“ beobachten auf Parkplätzen oberhalb in den Weinbergen, beispielsweise bei Aussichtsplattformen. „Aber im Grunde halten sich die Leute auch daran, dass sie wirklich alles wieder mitnehmen und nichts als die Reifenspuren hinterlassen.“ 

Mancherorts wird Stellplatz teurer

In Piesport gibt es auf dem Stellplatz „Goldtröpfchen“ direkt an der Mosel 30 Plätze für Wohnmobile. Hier lägen die Kosten – inklusive Strom, Wasser und Internet – bei 15 Euro pro Nacht, teilte der Betreiber mit. Der Preis habe sich im Vergleich zum Vorjahr nicht erhöht. Er könnte steigen: „Aktuell arbeiten wir an einem verbesserten Serviceangebot auf den Plätzen.“ Zusammen mit Inflation und gestiegenen Energiepreisen könne es daher zu „Anpassungen“ kommen.

In Einzelfällen komme es in Piesport vor, dass Wohnmobile außerhalb der ausgewiesenen Plätze, etwa an Straßenrändern, über Nacht stünden. „Wir setzen in solchen Fällen auf eine Kombination aus Information, Kontrolle und Sensibilisierung, um einen Ausgleich zwischen den Bedürfnissen der Reisenden und der Anwohner zu schaffen“, sagte der Betreiber.

Alzey baut kostenloses Angebot aus

In der Eifelstadt Gerolstein sei der Stellplatz-Preis vor zwei Jahren wegen gestiegener Energiekosten von 13 auf 15 Euro pro Nacht gestiegen, teilte die Kommune mit. Im Preis sind auch die Gästekarte, Strom, Wasser, Abwasser und ein Schwimmbadbesuch enthalten. Auf dem kommunalen Stellplatz gebe es 35 Stellplätze. Probleme mit Wohnmobilisten, die „wild“ parkten, gebe es nicht.

Kostenlos können Wohnmobile auf dem Stellplatz „Am Römerkastell“ in Alzey fußläufig zur Innenstadt abgestellt werden, wie die Kommune auf Anfrage mitteilte. Der Platz sei ganzjährig geöffnet und könne von Fahrzeugen mit einer Länge von bis zu zehn Metern zu jeder Tages- und Nachtzeit angefahren werden, für maximal drei Nächte. Es kann Frischwasser nachgefüllt und Abwasser entsorgt werden, auch Strom kann bezogen werden. Aktuell fänden dort je nach Größe etwa sechs Mobile Platz, das Angebot werde aber ausgebaut. Probleme mit „wild“ parkenden Wohnmobilen gibt es in Alzey nicht.

In der Pfalz: „Dann aber schnell auf die Bremse!“

Auch die Pfalz zieht immer mehr Wohnmobilreisende an – mit ihren sanften Weinbergen, urigen Dörfern und ihrer meist gut ausgebauten Infrastruktur. Zum Beispiel zwischen Bockenheim und Neustadt an der Weinstraße stehen zwei Camping- und zahlreiche Stellplätze zur Verfügung. Die Region wirbt: „Bei unseren Stellplätzen haben Sie die Wahl zwischen gemütlichen Winzerdörfern, Stellplätzen direkt beim Winzer im Hof und der Ruhe des Pfälzerwaldes.“

Gerade in der Hauptsaison von Mai bis Oktober ist das Angebot gefragt. Beliebt sind auch Plätze im Raum Edenkoben oder am Deutschen Weintor. Auch kleinere Orte wie Sankt Martin oder Freinsheim setzen auf mobile Urlauber („Sie sind nur auf der Durchreise? Dann aber schnell auf die Bremse!“). 

Naturfreunde steuern den Pfälzerwald an: Mit dem Wohnmobil zum Wandern oder Mountainbiken – das geht etwa ab Hauenstein, Dahn oder Johanniskreuz. Natürlich immer mit der Bitte, nicht abseits ausgewiesener Plätze zu campen.