Richard-Wagner-Festspiele: Es passt eben: Christian Thielemann ist zurück in Bayreuth

Was brauchen Wagner-Enthusiasten, um vollends zufrieden zu sein? Bayreuth, Lohengrin, Thielemann – der umjubelte Dreiklang.

Wagner ist komplex. Hat Fallstricke, doppelte Böden. Schon klar. Aber zu Beginn dieses Abends geht es nur um Emotionen. Christian Thielemann dirigiert bei den Bayreuther Festspielen nach zwei Spielzeiten Pause wieder den „Lohengrin“. Das Vorspiel nimmt einen gefangen, ohne zu überwältigen. Es trifft mitten ins Herz. Und gibt gleich in den ersten zehn Minuten der Oper die Antwort, warum es so gut passt: Bayreuth, Thielemann, Lohengrin. 

Das Publikum reagiert ein paar Stunden später mit enormem Applaus – viele Zuschauer springen sogar begeistert auf. Der 66 Jahre alte Star-Dirigent kann eine umjubelte Rückkehr nach Bayreuth feiern.

Piotr Beczala ist wieder Lohengrin

Thielemann beschenkt Sängerinnen, Sänger und vor allem das Publikum mit Verständlichkeit der gesungenen Texte, mit zügigem Tempo, mit vollem Wagner-Klang, aber vor allem mit feinen Nuancen. Es ist immer gerade die richtige Dosis an Emotionen, die niemanden taumeln lässt, aber alle mitreißt.

Ein Rückkehrer ist auch Piotr Beczała in der Titelpartie. Der Tenor sang den Lohengrin bereits 2018 und 2019 in der Produktion. Er wurde ebenso umjubelt wie Elza van der Heever, die ihr Bayreuth-Debüt als Elsa von Brabant gab. 

Die Regie von Yuval Sharon gerät ob der Begeisterung für Thielemann etwas in den Hintergrund. Das liegt auch an Bühnenbild und Kostümen, für die die Künstler Neo Rauch und Rosa Loy verantwortlich sind. Blau und Akzente in Orange prägen die Inszenierung. Dabei kann man der Interpretation Sharons einiges abgewinnen: Elsa stirbt am Ende nicht, sondern blickt mit dem zurückgekehrten Bruder Gottfried – der die blau-orange Szenerie durchbricht und als grünes Männchen auf der Bühne erscheint – ins Publikum. 

Und überhaupt ist Lohengrin nicht der freundliche Retter, wenn er im Brautgemach Elsas Hände mit einem Seil fesselt. Dass sie ihn nach seiner Herkunft fragt, was er ihr ja eigentlich verboten hat („Nie sollst du mich befragen“), kann als Akt des Widerstands und des Aufbegehrens verstanden werden.

Eröffnung 2026 liegt in Thielemanns Hand

Dirigent Thielemann, aktuell Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, ist den Bayreuther Festspielen eigentlich seit vielen Jahren verbunden, firmierte dort sogar zeitweise als Musikdirektor. Er ist erst der zweite Dirigent nach Felix Mottl (1856-1911), der alle zehn in Bayreuth aufgeführten Wagner-Opern dort dirigiert hat. Warum es zur Pause kam, darüber verlieren offiziell weder er noch die Festspielleitung ein Wort. 

Klar ist: Im kommenden Jahr, wenn 150 Jahre Bayreuther Festspiele gefeiert werden, hat Thielemann einen tragenden Part inne. Er dirigiert nicht nur zur Eröffnung Beethovens 9. Symphonie am 25. Juli, sondern auch einen neuen „Ring des Nibelungen“.