Berufstätigkeit und Pflege von Angehörigen ist meist schwer unter einen Hut zu bekommen. Oft fehlt es an Informationen über Hilfsangebote.
In Thüringer Firmen sind nach Angaben der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) in den vergangenen Jahren rund 1.700 Berufstätige als Ansprechpartner für Arbeitskollegen mit pflegebedürftigen Angehörigen geschult worden. Diese ehrenamtlichen Pflegelotsen sollen Beschäftigte bei der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege unterstützen. Sie informieren sie über Hilfsangebote und vermitteln Kontakte zu Ansprechpartnern.
Hintergrund ist der hohe Anteil von Pflegebedürftigen in Thüringen, die ausschließlich von Angehörigen versorgt werden. Oft stehen diese im Arbeitsleben und müssen dazu noch die Pflege zum Beispiel ihrer Eltern stemmen. Zugleich sind Unternehmen angesichts des Fachkräftemangels darauf angewiesen, diese Beschäftigten im Betrieb zu halten.
Mehr als die Hälfte der Pflegebedürftigen wird zu Hause betreut
Bei der Schulung von Pflegelotsen arbeitet die an die LEG angedockte Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung (Thaff) unter anderem mit der Krankenkasse AOK Plus zusammen, die ihren Versicherten Online-Pflegelotsenkurse anbietet. Im September soll nach Angaben der Kasse ein weiterer starten. Auch bei der Barmer gab es dieses Angebot schon. Pflegelotsenkurse gibt es in Thüringen seit 2016. Zur Zahl der Unternehmen, in denen Pflegelotsen derzeit aktiv sind, konnte die LEG zunächst keine Angaben machen.
In Thüringen leben nach der aktuell verfügbaren amtlichen Statistik etwa 194.000 Pflegebedürftige (Stand Ende 2023), von denen mehr als die Hälfte – 105.000 – ausschließlich zu Hause von Angehörigen betreut wird.