Kult-Kleinwagen: Wie fährt es sich heute noch in Twingo, Ka und Co.?

Die 90er-Jahre waren die Zeit der Kleinwagen. In sie passte nicht viel – dafür das Auto in jede Parklücke. Was taugen Zwerge wie Lupo oder Smart als Gebrauchtwagen?

Keine Frage, Kleinwagen waren einmal Kult – nicht nur in den Großstädten. Wendig, praktisch, bunt und bezahlbar erschienen sie unterhalb der Golf-Klasse in den 1990er-Jahren auf der Bildfläche. Ihr Design war frech, das Aussehen mutig und es gab jede Menge Auto für wenig Geld. Heute sind die frechen Kisten zumindest als Neuwagen vom Markt verschwunden – und der zunehmende Elektrotrend macht ihnen eine Zukunft nicht leichter. Immerhin bringt Fiat seinen coolen 500er jetzt auch wieder als Verbrenner heraus und manche reiben sich bereits beim Gedanken an den neuen Renault Twingo die Hände. 

Doch es muss nicht immer ein Neuwagen sein. Wer etwas sucht, bekommt für sehr wenig Geld ein sehr cooles Modell aus einer Zeit, als die Autowelt kaum ein Limit kannte und die farbenfrohen Innenausstattungen mehr gefielen als polarisierten.

Renault Twingo

Die Premiere des Renault Twingo im Oktober 1992 auf dem Pariser Salon war eine echte Schau, denn so einen Kleinwagen hatte es lange nicht mehr gegeben: Das One-Box-Outfit aus der Hand von Autodesigner Patrick le Quement war einzigartig, die Konstruktion des Innenraums spektakulär und einfach zugleich. Ein legitimer Nachfolger des in die Jahre gekommenen Renault 4, doch für seine Zeit ungewöhnlich modern, wenn nicht futuristisch. Dazu dieser unwiderstehliche Blick, denn aus seinen Scheinwerferaugen strahlte so viel Sympathie für die Umwelt, wie es sie seit dem VW Käfer nicht mehr gegeben hatte. Sein Name Twingo sollte für eine Mischung aus Kleinstwagen und Van stehen. Modelle ohne Rost und in der schicken Initiale-Ausstattung kosten heute kaum mehr als 2000 Euro.

Das Konzept ging auf: Bis zum Jahr 2007 wurde der Renault-Einsteiger ohne nennenswerte Änderungen im Werk Flins-sur-Seine gefertigt. Der Twingo war trotz seines niedlichen Aussehens ein Revolutionär, der die europäische Kleinwagenklasse neu definierte. Wie schon beim Mini ein paar Jahrzehnte zuvor eroberte der kleine Renault die Herzen der Damenwelt im Sturm, während sich die Herrenwelt wegen des betont knuffigen Designs, der kunterbunten Farben und mäßiger Fahrleistungen eher schwertat. Gut erhaltene Twingo-Modelle sind auf dem Gebrauchtwagenmarkt selten zu finden, denn Elektrik und Kunststoffe waren entsprechend dem Preissegment nicht für lange Nutzungen gedacht. 

Ford Ka

Klein heißt nicht obligatorisch auch französisch, denn auch Ford wollte in der Liga erfolgreich mitspielen und brachte mit dem Ka ein Fahrzeug unterhalb des begehrten Fiestas heraus. Das Design des Mitte der 1990er-Jahre vorgestellten Kleinwagens sorgte mit seinen prägnanten Formen und grauem Kunststoff für Aufsehen, nur nicht immer für Applaus in der Autoszene – Auszeichnungen gab es trotzdem. Die Designlinie New Edge hielt auch bei Ford-Modellen wie Focus, Mondeo und Cougar Einzug – mit mal mehr, mal weniger großem Erfolg. Die erste Generation kostet heute durchweg weniger als 1000 Euro und gut erhaltene Exemplare sind zu finden – liegen dann aber schnell bei 2000 Euro oder mehr.

Die Technik des Ford Ka ist solide und die 1,3 bis 1,6 Liter großen Vierzylinder bewegten den Wagen allemal flott genug. Topmodell und noch heute gesucht ist der 95 PS starke Ford Sportka mit entsprechender Ausstattung – ein geschlossener Bruder des Ford Streetka, der Ka war auch als offenherziger Spaßroadster zu bekommen. Die Modelle der zweiten Generation wurden ab 2008 zusammen mit Fiat entwickelt. Gut erhaltene Modelle kosten kaum mehr als 3000 Euro. Der zweite Ford Ka hatte den Kultcharme des ersten Modells verloren. Leider!

VW Lupo

Der VW Lupo mochte es gerne etwas technischer und nicht so stylish wie die Wettbewerber. Noch heute hat der Lupo einen Namen wie Donnerhall, weil die effiziente Drei-Liter-Version in den 90ern zeigte, was seinerzeit möglich war. Der kleine Dreizylinder-Diesel war sparsam wie kein anderes Auto. Doch auch die anderen Lupo-Varianten wirkten mit ihrem nüchtern-technischen Design wie ein bunter Farbklecks in der Wolfsburger Markenwelt.

Gut erhaltene Modelle des VW Lupo kosten rund 2000 Euro und leisten zumeist 60 oder 75 PS – beides ist allemal flott genug. Rost ist ein Thema bei frühen Modellen und bei den Versionen mit luftigem Faltdach kommen schon einmal ein paar feuchte Tropfen ins nüchtern gestylte Innere. Dafür liegen die Laufleistungen trotz 20 Jahren und mehr auf dem Buckel oftmals bei akzeptablen 50.000 bis 100.000 Kilometern.

Der kleinste Kleinwagen: Smart Fortwo

Das wohl kultigste Kleinstfahrzeug aus den 1990ern war der Smart Fortwo. Die Anfänge des Citymobils gehen in die 80er-Jahre zurück, als der spätere Leiter Johann Tomforde das BCC-Projekt aufsetzte, was nach einer kurzen Zwischenstation bei VW letztlich bei Mercedes und in einer Kooperation mit Swatch-Erfinder Nicolas Hayek mündete. Smart wollte nichts weniger, als Mobilität neu zu erfinden. Doch die Idee eines kleinen Doppelsitzers, wie es der Smart Fortwo ist, kam deutlich zu früh und konnte sich zumindest finanziell nie so recht durchsetzen. 

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Doch der Smart Fortwo war und ist Kult: viel Platz für zwei Personen auf engstem Raum. Verarbeitung und Crashverhalten waren top und daher kann man problemlos zugreifen, wenn die Wartungshistorie stimmt. Die Unterhaltskosten sind gering und die Edelversionen bis hin zu den knapp 100 PS starken Brabus-Modellen machen nicht nur durch edle Ledersitze etwas her. Mit dem Cabrio, der eigentlich ein Targa mit elektrischem Faltdach ist, kommen selbst mit 61 PS und dem rasselnden Dreizylinder Cabriogefühle auf – für nicht einmal 3000 Euro. Eine Parkplatzgarantie gibt es ohnehin durch die geringen Abmessungen von rund drei Metern.
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Auf Wunsch sogar elektrisch, denn die Hybridversion bietet nicht mehr als eine Start-Stopp-Automatik.