Um die Nominierung der Juristin Frauke Brosius-Gersdorf als Verfassungsrichterin ist ein heftiger Streit entstanden. Auch die Kirche schaltet sich ein.
Die Ernennung der wegen ihrer Haltung zum ungeborenen Leben umstrittenen Juristin Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin wäre nach Auffassung von Bambergs Erzbischof Herwig Gössl ein „innenpolitischer Skandal“. Das sagt Gössl laut einem Vorab verbreiteten Redetext in seiner Predigt zum katholischen Heinrichsfest am Sonntag.
„Ich möchte mir nicht vorstellen, in welchen Abgrund der Intoleranz und Menschenverachtung wir gleiten, wenn die Verantwortung vor Gott immer mehr aus dem Bewusstsein der Menschen verschwindet“, heißt es in dem Text. „Dann haben die Schwächeren keine Stimme mehr: nicht die Ungeborenen und nicht die pflegebedürftigen Alten; nicht die psychisch Kranken und auch nicht die sozial Schwachen; nicht die Menschen, die sich aufgrund von Krieg und Verfolgung auf die Flucht begeben und auch nicht die Natur, die gewissenlos ausgebeutet und zerstört wird.“
Über die geplante Wahl zweier SPD-Richterkandidatinnen und eines von der Union nominierten Kandidaten im Bundestag war zum Streit in der Koalition gekommen – die Abstimmung wurde zunächst abgesetzt. Die Union hatte Widerstand gegen die von der SPD benannte Potsdamer Juraprofessorin Frauke Brosius-Gersdorf geleistet. Sie ist für ihre liberale Haltung zur Abtreibung bekannt.