Ein Kasten Wasser, ein Stück Seife und ein Kurbelradio: Die meisten Tipps zur Vorbeugung bei Katastrophen sind lange bekannt – nun wurde ein offizieller Katalog um aktuelle Hinweise ergänzt. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) veröffentlichte am Montag einen aktualisierten Ratgeber für den Ernstfall. Darin sind neben Empfehlungen für Vorräte, Verhaltenstipps und wichtigen Telefonnummern neu etwa Hinweise enthalten, wie Desinformation in den Medien zu erkennen ist.
So weist das BBK in seinem neuen Ratgeber darauf hin, dass es in unklaren Situationen widersprüchliche Informationen geben könne, etwa in sozialen Medien. „Außerdem gibt es Akteure, die bewusst Falschinformationen verbreiten. Sie wollen gezielt Meinungen beeinflussen, Menschen verunsichern, Vertrauen in staatliches Handeln untergraben und den gesellschaftlichen Zusammenhalt schwächen“, warnt das BBK.
Dabei sei Desinformation gerade in Notfällen und Krisen sehr gefährlich. „Denn Desinformation kann verunsichern und dazu führen, dass Sie Situationen falsch einschätzen.“ Empfohlen wird, Informationen und deren Absender kritisch zu prüfen.
Ebenfalls neu hinzugefügt wurden Informationen dazu, wo Schutz bei Explosionen gesucht werden kann. „Bei Explosionen geht insbesondere von Druckwellen, umherfliegenden Trümmern und Glassplittern eine große Gefahr aus. Das gilt auch bei Luftangriffen“, warnt der neue Ratgeber. „Gebäude in Deutschland bestehen aber größtenteils aus einer soliden Bausubstanz. Innenliegende Räume mit möglichst wenigen Außenwänden und Türen sowie ohne Fenster bieten deshalb einen wirksamen Schutz.“
Genannt werden zum Beispiel fensterlose Keller und andere innenliegende Räume wie Badezimmer, Flure und Treppenhäuser. „Dabei gilt: Meiden Sie das Dachgeschoss! Ein Dach bietet wenig Schutz vor Druckwellen und umherfliegenden Glassplittern oder Trümmern“, betont das BBK. Schutz könnten auch Schulen, Museen, Tiefgaragen oder U-Bahn-Stationen bieten. Wenn möglich sollte die „Zwei-Wände-Regel“ eingehalten werden: Zwischen der Explosion und sich selbst sollten zwei Wände liegen. „Je abgeschirmter der Raum im Gebäudeinneren liegt, desto besser.“
Der neue Ratgeber wurde in sieben Sprachen übersetzt und ist zudem in leichter Sprache und Gebärdensprache verfügbar. Das Material ist auf der Website des BBK abrufbar und in der Handy-Warnapp Nina eingepflegt.
Das BBK möchte damit eigenen Angaben zufolge noch größere Teile der Bevölkerung als bisher für die persönliche Notfallvorsorge gewinnen. Laut einer BBK-Umfrage sind 53 Prozent der Menschen in Deutschland nicht genug auf den Ernstfall vorbereitet. Das Amt will daher in den kommenden Wochen und Monaten an die Veröffentlichung des neuen Ratgebers Werbe- und Öffentlichkeitskampagnen anschließen.
„Wir erleben eine Weltlage, die viele beunruhigt. Mit unserem neuen Ratgeber möchten wir Unterstützung und Orientierung bieten, wo Menschen besorgt sind oder Informationsbedarf haben“, erklärte BBK-Präsident Ralph Tiesler am Montag anlässlich der Veröffentlichung. Die im Ratgeber enthaltenen Tipps „führen dazu, dass man Krisen nicht ohnmächtig gegenübersteht, sondern handeln kann“, betonte Tiesler weiter. „Das gibt Sicherheit für das persönliche Umfeld und stärkt gleichzeitig die Krisenfestigkeit unserer Gesellschaft insgesamt.“
Wie bereits in der nun überholten Version sind auch in der Neuauflage die grundlegenden Hinweise für die Krisenvorsorge enthalten, etwa bei Stromausfall, Bränden oder Hochwasser. Empfohlen wird ein Notvorrat an Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Geräten und Alltagsgegenständen, mit denen zehn Tage ohne Einkauf überstanden werden könnten.
Dazu zählt das BBK pro Person etwa 20 Liter Wasser, 3,5 Kilogramm Brot, Nudeln, Reis oder Kartoffeln, vier Kilogramm Gemüse und Hülsenfrüchte, 2,6 Liter Milch, 1,5 Kilo Fisch, Fleisch und Eier sowie 0,357 Kilo Fette und Öl. Vorhalten sollten Haushalte zudem zum Beispiel Batterien, eine Taschenlampe, einen Campingkocher, ein Kurbelradio, eine Hausapotheke, einen Feuerlöscher sowie Wasch- und Putzzeug.