Mit 91 Jahren: Primaten-Forscherin Jane Goodall ist tot

Sie widmete ihr Leben der Erforschung und dem Schutz von Menschenaffen: Die Britin Jane Goodall ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Ihre wichtigen Umweltprojekte bleiben.

Die britische Schimpansen-Forscherin und Umweltaktivistin Jane Goodall ist tot. Sie starb im Alter von 91 Jahren. Das Jane Goodall Institut teilte am Mittwochabend in den sozialen Netzwerken mit, dass Goodall in Kalifornien eines „natürlichen Todes“ gestorben sei. Sie befand sich auf einer Vortragsreise durch die USA.

„Dr. Goodalls Entdeckungen als Ethologin haben die Wissenschaft revolutioniert und sie war eine rastlose Befürworterin für den Schutz und die Wiederherstellung der Umwelt“, hieß es in der Mitteilung weiter.

Goodall hatte im Alter von 26 Jahren mit der Erforschung von Schimpansen begonnen. Jahrelang lebte sie bei den Menschenaffen im Gombe-Park im Westen Tansanias. 1977 gründete sie das Jane Goodall Institut, zu dessen Zielen der Schutz der Biodiversität und die Förderung nachhaltiger Entwicklung zählen.

Goodall reiste bis ins hohe Alter um die Welt

Mit ihren jahrzehntelangen Beobachtungen von Menschenaffen im afrikanischen Dschungel setzte sie neue Standards für die Primatenforschung. Goodall war die erste Forscherin, die den Schimpansen Namen statt Nummern gab. Während ihrer Forschungen ahmte sie die Schimpansen nach, saß mit ihnen auf Bäumen und teilte ihre Bananen. Sie war auch die erste Wissenschaftlerin, die beobachtete, dass Menschenaffen wie Menschen Werkzeuge benutzen. Goodall fand auch heraus, dass Schimpansen individuelle Persönlichkeiten sind. Sie kommunizieren, haben Gefühle und ernähren sich keineswegs nur vegetarisch, sondern fressen auch Fleisch. Die Verhaltensforscherin beobachtete auch brutale, kriegsähnliche Attacken der Affen untereinander – die Tiere hätten auch „eine dunkle Seite in ihrer Natur“, wie sie resümierte.

Viele Forscher rümpften zunächst die Nase, dass eine Frau ohne Studium Schimpansen beobachtete, sich dabei nicht einmal vor den Tieren versteckte und den Affen keine Nummern, sondern auch noch Namen gab. Kollegen warfen ihr unwissenschaftliches Verhalten vor.

In Kenia lernte sie den renommierten Anthropologen Louis Leakey kennen, der sie als Assistentin einstellte. Er schickte sie 1960 zur Schimpansen-Beobachtung in das Wildreservat von Gombe am Tanganjika-See in Tansania – mit Zelt und Blechtellern im Gepäck und anfangs noch begleitet von ihrer Mutter. Zwei Jahre später durfte Goodall, die nie studiert hatte, sich mit einer Ausnahmegenehmigung an der Universität Cambridge zur Promotion einschreiben. 1965 wurde ihr der Doktortitel verliehen.

Jagd und Abholzung bedrohten zunehmend die Schimpansen. Aus der Verhaltensforscherin wurde im Laufe der Jahre eine unermüdliche Tierschutz- und Umweltaktivistin. Sie gründete das Jane Goodall Institute, um den respektvollen Umgang mit Tieren und der Natur zu vermitteln. Mit Schülern startete sie in Tansania die Aktion „Roots & Shoots“ (Wurzeln und Sprösslinge). Heute existieren Gruppen in zahlreichen Ländern, die sich mit Projekten für eine bessere Welt engagieren.

Bis ins hohe Alter reiste Goodall fast das ganze Jahr um die Welt. Für viele wird sie so in Erinnerung bleiben, wie ein Naturschützer in Afrika sie einmal bezeichnete: als fleißiger Engel.

Jane Goodall erhielt zahlreiche Auszeichnungen

Ihr Kollege und Freund, der Naturforscher David Attenborough, sagte 2010 der britischen Zeitung „Daily Telegraph“, Goodall sei „eine Frau, die die Welt der Zoologie auf den Kopf gestellt hat“.

Goodall ist auch Autorin zahlreicher Bücher. 2010 wurde ihrem Lebenswerk der Dokumentarfilm „Rückkehr nach Gombe“ gewidmet. 2021 wurde sie für ihr Lebenswerk mit dem Preis der John-Templeton-Stiftung ausgezeichnet.

Hinweis: Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert und um weitere Informationen ergänzt.