Vor zwei Jahren rast ein schwarzer Wagen über eine Landstraße im Norden Brandenburgs. Kurz darauf kommt es zu einem Unfall – ein 53-Jähriger stirbt. Nun steht der mutmaßliche Täter vor Gericht.
Zu Prozessbeginn um einen tödlichen Autounfall hat der 35-jährige Angeklagte vor dem Landgericht in Neuruppin geschwiegen. Er soll vor zwei Jahren bei Casekow (Landkreis Uckermark) stark betrunken und mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit einen Unfall verursacht haben, bei dem ein 53-jähriger Mann starb. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann unter anderem ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen und die Gefährdung des Straßenverkehrs vor.
Konkret soll der 35-Jährige im Februar 2023 durch das Fahren mit seinem Wagen „rücksichtslos“ den Tod eines Menschen in Kauf genommen haben, hieß es in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft. Er sei stark alkoholisiert gewesen und habe sein Auto bis zum Maximum ausreizen wollen. Kurz vor dem Unfall erreichte der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft eine Geschwindigkeit von fast 200 Kilometern pro Stunde.
Beifahrer schwer verletzt
Der Wagen kam in einer Kurve auf die Gegenfahrbahn und stieß frontal mit einem entgegenkommenden Auto zusammen. Der 53-jährige Fahrer des anderen Autos starb noch am Unfallort an seinen schweren Verletzungen.
Der Beifahrer des Angeklagten erlitt ein Schädelhirntrauma und zahlreiche andere Verletzungen. „Er ist auch gegenwärtig nicht genesen“, sagte die Staatsanwältin zu Prozessbeginn. Bei dem Angeklagten wurde nach dem Unfall ein Blutalkoholwert von 2,14 Promille gemessen.
Polizist: Der ganze Wagen hat gewackelt
Ein Polizist schilderte am Montag vor Gericht seine Erinnerungen an den Tag des Unglücks. Der Wagen des Angeklagten sei kurz vor dem Unfall an dem Streifenwagen vorbeigerast, sodass das ganze Auto gewackelt habe. Eine Verfolgung hätte keinen Sinn ergeben. Der Fahrer sei so schnell gefahren, „da hätten wir keine Chance gehabt“, schilderte der Polizist. Das seien „definitiv um die 200 Kilometer pro Stunde“ gewesen.
Kurz danach kam der Anruf von der Zentrale: Es habe einen Unfall auf der Landstraße gegeben. Er und sein Kollege seien zum Tatort gefahren und hätten „ein reines Trümmerfeld“ vorgefunden. Der rote Wagen des 53-Jährigen sei völlig zerstört gewesen, überall lagen Teile des Autos herum. Er sei da bereits augenscheinlich tot gewesen, erklärte der Polizist. Der schwarze Wagen, der sie kurz zuvor überholt hatte, war ebenfalls vor Ort.
Der 35-jährige Angeklagte habe neben der Unfallstelle gestanden und zugegeben, dass er getrunken habe, sagte der Polizist. „Er hat sich total komisch verhalten“, habe sehr aufgeregt gewirkt und „sehr viel gequatscht“. „Irgendwas stimmte nicht“, betonte er. Die Bewegungen des Angeklagten seien unkontrolliert gewesen und den Alkohol habe man riechen können. Ein Atemalkoholwert ergab demnach circa zwei Promille.
Unfall beschäftigt Beamten bis heute
Der Polizist ließ klar erkennen, dass ihn der Unfall bis heute beschäftige. Es sei ein traumatisches Ereignis gewesen, sagte der 27-Jährige. Sein Streifenkollege berichtete ebenfalls von einem ungewöhnlichen Unfall. So sei der mutmaßliche Verursacher nahezu unverletzt gewesen, während weitere Beteiligte schwer gezeichnet wurden und sogar starben.
Der Beifahrer des Angeklagten war zwar am Montag als Zeuge geladen, erschien aber nicht. Der Angeklagte hatte nach dem Unfall behauptet, nicht gefahren zu sein.