Mega-Projekt: Fehmarnbelttunnel verzögert sich weiter – wie lange, weiß noch niemand

Der Tunnel zwischen der deutschen Insel Fehmarn und Dänemark soll 2029 fertiggestellt sein. Doch nun gibt es große Zweifel an diesem Datum. Grund dafür ist ein Schiff.

Eigentlich sollte die neue Tunnelverbindung zwischen Fehmarn und der dänischen Insel Lolland in rund vier Jahren fertig sein. Eigentlich. Denn nun gibt es Probleme, die die Fertigstellung des Milliarden-Tunnels nach hinten werfen. Und wie lange, ist noch unklar.

Die dänische Projektgesellschaft der Fehmarnbeltquerung nennt die verspätete Fertigstellung eines Spezialschiffes als Grund.  „Unvorhergesehene Herausforderungen“ bei der „Ivy“, die Tunnelelemente absenken soll, verzögerten das Projekt so stark, dass die Eröffnung im Jahr 2029 fraglich ist, teilte die Planungs-, Bau- und Betreibergesellschaft Femern A/S mit.

Das speziell für den Tunnel entwickelte Schiff müsse noch umfassende Tests durchlaufen und Genehmigungen erhalten, so Femern. Die Fertigstellung liege mittlerweile anderthalb Jahre hinter dem Zeitplan zurück. Den Tunnel im ursprünglichen Zeitrahmen zu vollenden, sei daher „herausfordernd“. Wie viel Zeit man aufholen kann, bliebe aber offen. Bei der Bahnanbindung auf dänischer Seite liege man dagegen weiter im Zeitplan.

Fehmarnbeltquerung: Eröffnung 2029 wird „sehr schwierig“

„Bei einem solchen Megaprojekt sind Herausforderungen und unvorhersehbare Ereignisse unvermeidlich. ‚Ivy‘ ist ein Prototyp, der speziell für unser Projekt gebaut wurde – und das hat mehr Zeit in Anspruch genommen als erwartet“, sagte Mikkel Hemmingsen, Vorstandsvorsitzender von der staatlichen Holding-Gesellschaft Sund & Bælt.

„Es wird sehr schwierig werden, das Ziel zu erreichen, die Verbindung im Jahr 2029 zu eröffnen“, sagte Jens Villemoes, Pressesprecher von Sund & Bælt, dem dänischen Fernsehsender TV2. Man werde den Gesamtzeitplan prüfen und „auf der Grundlage der neuen Voraussetzungen, mit denen wir konfrontiert sind, Berechnungen anstellen“, so Villemoes. „Das können wir erst tun, wenn wir die ersten Tunnelelemente versenkt haben, damit wir eine fundierte Grundlage für unsere Berechnungen haben.“ Ein neuer Zeitpunkt für die Eröffnung der Querung steht daher noch in den Sternen.

Zudem wurden die Bauverträge 2016 abgeschlossen als die Genehmigung der deutschen Behörden noch fehlte, so Femern. „Daher konnten spezifische Bedingungen, wie beispielsweise die Vorgaben in Bezug auf Unterwasserschall der Arbeitsschiffe, nicht in die Verträge eingearbeitet werden; das könnte spätere Beschleunigungsmaßnahmen möglicherweise erschweren.“

„Die Verträge sind bald zehn Jahre alt und wurden geschlossen, bevor die Corona-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine ausgebrochen waren. Und auch das volle Ausmaß der deutschen Behördenauflagen kannten wir damals noch nicht“, so Hemmingsen.

Verbindung Hamburg-Kopenhagen soll deutlich schneller werden

Der Bau des 18 Kilometer langen Eisenbahn- und Autotunnels läuft seit Anfang 2021. Er besteht aus 89 Tunnelelementen, von denen 79 je 217 Meter lang und 73.500 Tonnen schwer sind. Es ist das größte Bauprojekt in Dänemarks Geschichte. Die Verbindung soll die Fahrtzeit zwischen Hamburg und Kopenhagen deutlich verkürzen. Bisher gibt es nur eine Fährverbindung zwischen Puttgarden und Rødbyhavn, auf der die Zugverladung 2019 eingestellt wurde.

Bereits in diesem Frühjahr hatte die dänische Nachrichtenagentur Ritzau unter Berufung auf den Jahresbericht von Sund & Bælt berichtet, dass es große Herausforderungen beim Zeitplan der Fehmarnbeltverbindung gebe. Die Eröffnung bis Ende 2029 könnte sich demnach verschieben.

Im Juli teilten die Deutsche Bahn und das Bundesverkehrsministerium mit, dass sich die Hinterlandanbindung in Schleswig-Holstein über 2029 hinaus verzögern wird. Ein neuer Termin wurde nicht genannt. Gründe sind Schwierigkeiten bei Planungen und Baurechtserlangung.