Merz zeigt sich in einer Synagoge ehrlich bewegt, nicht nur in den USA wird der Mord an Kirk instrumentalisiert und mit dieser Serie kann man viel lachen. Das ist heute wichtig.
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
der Bundeskanzler hat eine Rede gehalten, an die man sich erinnern wird. Am Montag hat Friedrich Merz in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Für deren originalgetreue Instandsetzung hatte sich die Tochter zweier Holocaust-Überlebender eingesetzt, die Literaturwissenschaftlerin Rachel Salamander.
Sichtlich ergriffen war Merz, als er in der Synagoge vom Holocaust sprach. Er adressierte Salamander direkt: „Sie haben in einem Ihrer Bücher geschrieben, dass Sie als Kind immer wieder diese eine Frage stellten: Ob denn den Juden niemand geholfen habe?“ Da hat der Kanzler Tränen in den Augen, seine Stimme bricht, und es fällt ihm sichtlich schwer, weiterzusprechen. „Ohne ein Festhalten an der Hoffnung auf eine positive Antwort – so schreiben Sie weiter –, ohne ein Festhalten an der naiven Hilfserwartung des Kindes wären wir doch als Menschen verloren.“ Auch heute noch müsse man das Entsetzen darüber zulassen, so Merz, dass die allermeisten eben nicht geholfen haben. Nur so könne man beginnen zu verstehen, was es heiße, dass es trotz allem heute jüdisches Leben in Deutschland gibt.
Kanzler Merz ist in einer Synagoge sichtlich bewegt
Ein Kanzler, der öffentlich mit den Tränen kämpft – das ist etwas Besonderes. Friedrich Merz hat sich ehrlich ergriffen gezeigt, und damit ein wichtiges Zeichen gesendet in einer Zeit, in der Jüdinnen und Juden in Deutschland, man mag das kaum sagen, wieder bedrohter sind. Seit dem 7. Oktober 2023, dem Überfall der Hamas auf Israel, haben antisemitische Vorfälle hierzulande stark zugenommen. Ihn beschäme das, sagte Merz in seiner Rede.
Und es sollte uns alle beschämen. Denn – natürlich – muss beides Raum einnehmen, muss beides möglich sein: Dem aufflammenden Antisemitismus entgegenzutreten und gleichzeitig das verbrecherische Vorgehen der israelischen Regierung gegen die Palästinenserinnen und Palästinenser zu verurteilen. Zu oft scheint das in den Diskussionen bislang nicht möglich zu sein.
Nicht nur in den USA wird der Mord an Kirk instrumentalisiert
In den USA wird nach dem tödlichen Attentat auf Charlie Kirk heute Anklage gegen den mutmaßlichen Täter erhoben. Der 22-Jährige, dem vorgeworfen wird, Kirk am Mittwoch bei einem Auftritt auf einem Universitätscampus erschossen zu haben, soll aus einem republikanischen Elternhaus kommen und zuletzt mit einer trans Frau in einer Wohngemeinschaft gelebt haben.
Es häufen sich die Anzeichen, dass die Trump-Regierung den schrecklichen Vorfall nutzen könnte, um nun verstärkt gegen all das vorzugehen, was sie als „links“ einsortiert. US-Präsident Donald Trump hatte bereits zuvor die „radikale Linke“ für den Mord an Kirk verantwortlich gemacht. Vizepräsident JD Vance drohte nun zwei liberalen Stiftungen und kritisierte deren „großzügige Steuervergünstigungen“. Er behauptete auch, dass laut Statistiken Menschen auf der linken Seite politische Gewalt viel eher verteidigten und feierten.
Dabei bildet der Mord an Kirk eher die Ausnahme – der Nachrichtenagentur Reuters zufolge gab es seit dem Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 insgesamt 14 Anschläge in den USA, 13 davon von Rechtsextremen verübt. Erst im Juni war die demokratische Abgeordnete Melissa Hortman in ihrem Wohnhaus erschossen worden, mutmaßlich von einem evangelikalen Extremisten – an ihren Namen kann sich Präsident Trump offenbar nicht einmal erinnern, so legt es ein Ausschnitt aus einer Pressekonferenz nahe.
Trotzdem versuchen nun auch in Europa Rechtspopulisten den Mord an Kirk für ihre Zwecke zu nutzen, berichtet Marc Etzold. Warum der junge MAGA-Anhänger für sie eine ideale Projektionsfigur ist:
Endlich wieder herzlich lachen: 13 Emmys für „The Studio“
Vielleicht sind die vielen Preise für „The Studio“ am Ende Ausdruck dessen, wie sehr wir uns danach sehnen, dem Ernst der Welt zu entfliehen und mal wieder so richtig zu lachen: 13 Emmys für die Hollywoodsatire über ein kriselndes Filmstudio. Noch nie hat eine Comedy-Serie so abgeräumt, sie erhielt unter anderem den Hauptpreis für die beste Comedy-Serie, auch der kanadische Komiker Seth Rogan, der die Serie mitgeschrieben und -produziert hat, wurde ausgezeichnet.
„So unterhaltsam und mitreißend hat auf jeden Fall lange keiner mehr hinter die Kulissen von Hollywood geblickt“, schreibt Matthias Schmidt. Und, die guten Nachrichten: Eine zweite Staffel sei bereits in Planung.
Für die Recherchen dafür sei Seth Rogen vor Kurzem bei den Filmfestspielen von Venedig aufgetaucht und habe versucht, sich unbemerkt unter die Journalisten zu mischen. Wie er aufflog? Sie werden lachen:
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Es gibt offenbar einige Menschen, die sich daran stören, dass Verena Hubertz Bundesbauministerin und schwanger ist. Einige der abwertenden Kommentare, die die SPD-Politikerin auf die Verkündung hin, dass sie ein Kind erwarte, erhielt, machte sie selbst öffentlich. „Mütter sollen an den Herd etwa“, oder: „Noch ein Grund mehr, AfD zu wählen.“
Soll das also nicht gehen, Ministerin sein und in der Zeit Mutter werden? Kristina Schröder hat das schon hinter sich, die CDU-Politikerin war Familienministerin, als sie 2011 ihr erstes Kind bekam. Die Pläne zur Familiengründung seien zunächst sogar der Grund gewesen, warum sie absagte, als Angela Merkel sie fragte, ob sie Ministerin werden wolle. „Angela Merkel hat mich dann quasi überredet und gesagt: Das ist doch in Ordnung“, so erzählt Schröder es nun im Interview. Wie die erste schwangere Bundesministerin diese Phase erlebt hat und was sie Hubertz nun rät:
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Lisa Becke