Bis in die 1960er Jahre fuhr die Herkulesbahn hoch zum Kasseler Wahrzeichen. Eine neue Straßenbahnlinie hinauf in den Bergpark wird seit Jahren diskutiert. Technisch ist sie laut einer Studie machbar.
Mit der Straßenbahn zum Kasseler Herkules – das könnte nach jahrelangen Debatten wieder Realität werden. Eine Studie der Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) im Auftrag der Stadt Kassel kommt zu dem Ergebnis, dass eine neue Herkulesbahn machbar und förderwürdig sei. Zudem beeinträchtige sie den Welterbetitel nicht. „Das ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Realisierung des Projekts“, sagte Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller (Grüne).
Die Bahnstrecke berge die Chance, eine umweltfreundliche und nachhaltige Verkehrsanbindung des Unesco-Weltkulturerbes Bergpark Wilhelmshöhe herzustellen und biete eine wichtige touristische Perspektive für die Stadt. „Wir können dafür sorgen, dass Kassel sich weitergehend etabliert als ein wichtiger, auch touristischer Standort für Kunst- und Kulturerlebnis“, erklärte Schoeller. Das trage nicht unwesentlich zur regionalen Wertschöpfung bei.
Historische Herkulesbahn bis 1966 in Betrieb
Das Kasseler Wahrzeichen war bis 1966 per Straßenbahn erreichbar. Danach wurde die Strecke stillgelegt. Die Idee zum Wiederaufbau wird seit Jahren diskutiert. Die Stadt und die Verkehrsbetriebe befürworten das Projekt, wie Schoeller sagte.
Die Studie betrachtet zwei Varianten der Trassenanbindung mit der Tram zwischen der Wendeschleife Druseltal und dem Herkules. Die Variante 1 „Waldtrasse“ folgt weitestgehend dem Trassenverlauf der 1966 stillgelegten historischen Herkulesbahn. Die Variante 2 „Ehlener Kreuz“ führt über die Landstraße „Im Druseltal“, die „Ehlener Straße“ zum „Ehlener Kreuz“ und über die K6 bis zum Herkules. Beide Trassenvarianten sind laut der Studie, die jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, technisch umsetzbar.
Stadtverordnete müssen entscheiden
In einem ersten Schritt müsse nun politisch entschieden werden, ob die Stadt das Projekt weiterverfolgen möchte, sagte Schoeller. Darüber soll bald die Kasseler Stadtverordnetenversammlung abstimmen. Im Fall einer Zustimmung soll entschieden werden, welche Streckenführung weiter verfolgt wird. Anschließend soll eine Kulturerbe-Verträglichkeitsprüfung stattfinden. Auch die Finanzierung muss geklärt werden. Angaben zur Höhe der Kosten konnte die KVG zunächst nicht machen.
Land nicht abgeneigt
„Das Projekt Herkulesbahn befindet sich noch in einem sehr frühen Stadium“, kommentierte das hessische Wirtschaftsministerium den Vorstoß. „Nach der Machbarkeitsuntersuchung schließt sich die Vorplanung und im Anschluss die Entwurfs- und Genehmigungsplanung an.“
Grundsätzlich sei Bau und Ausbau von Schienenstrecken förderfähig, sofern er dem öffentlichen Nahverkehr dient und die Verkehrsverhältnisse in den Gemeinden verbessert. Zuvor müsse ein entsprechendes Vorhaben Baurecht erlangt haben. Erst dann könne ein Förderantrag gestellt werden.