„Goodbye Stranger“: Das Herz von Supertramp: Rick Davies ist tot

Mit seiner Band Supertramp lieferte er in den 70er und 80ern Welthits wie „Dreamer“, „Goodbye Stranger“ oder „Breakfast In America“. Zuletzt trat Rick Davies nur noch auf der kleinen Bühne auf.

Rick Davies war der Meinung, großes Glück zu haben. „Man muss jeden Morgen aufwachen und seinen Sternen danken“, sagte der Supertramp-Gründer einst. „Ich finde es ziemlich seltsam, wenn Rock-Leute ausrasten. Es ergibt keinen Sinn. Wir leben ein privilegiertes Leben.“

Am Samstag starb der weltbekannte Musiker nach langer Krankheit im Alter von 81 Jahren. Das teilten Supertramp auf ihrer Website mit, Universal Music bestätigte den Tod. „Sein gefühlvoller Gesang und sein unverkennbares Spiel auf der Wurlitzer-Orgel wurden zum Herzschlag des Bandsounds“, hieß es dazu von der Band. „Abseits der Bühne war Rick bekannt für seine Herzlichkeit, seine Widerstandskraft und seine Hingabe an seine Frau Sue, mit der er über fünf Jahrzehnte seines Lebens teilte.“

Seit fast genau einem Jahrzehnt litt der Sänger an Knochenmarkkrebs, zuletzt schien er ein wenig erholt. Gelegentlich gab er mit seiner Band Ricky and the Rockets kleine Konzerte in seiner Wahlheimat Long Island. Mit Supertramp hatte Davies zahlreiche Welthits wie „Dreamer“, „Bloody Well Right“ oder „Goodbye Stranger“ gefeiert.

Geboren wurde Davies 1944 in eine Arbeiterfamilie in Swindon, einer Stadt im Südwesten Englands. Ursprünglich wollte er Schlagzeuger werden. Zuerst musste eine Keksdose als Schlagzeug herhalten, bis er mit zwölf in der Blaskapelle der Eisenbahner mitspielen durfte. Als er herausfand, dass die lokalen Bands Bedarf an Bluespianisten hatten, brachte er sich selbst das Klavierspielen bei.

Die Annonce, die alles änderte 

Seine Mutter Betty, die einen Friseursalon führte, urteilte über die Leistungen ihres Nachwuchses angeblich: „Musik war das Einzige, das er in der Schule gut konnte.“ Noch als Teenager gründete Davies seine erste eigene Band, Rick’s Blues. Per Anzeige im britischen Musikerblatt „Melody Maker“ im August 1969 suchte er schließlich nach Mitstreitern für eine „echte Gelegenheit“.

So fand er den zweiten Leadsänger und Songwriter Roger Hodgson, dessen markante, hohe Stimme die perfekte Ergänzung für Davies‘ dunklen Bariton war. Als Songwriter sorgte Davies für den Groove, den Blues und die progressiveren Elemente, Hodgson für die radiotauglichen Melodien. Das Duo entwickelte einen unverwechselbaren, genialen Sound.

Supertramp wurde eine der bekanntesten Rockgruppen der späten 70er Jahre. Das Quintett füllte Stadien und verkaufte Millionen von Platten. Meilensteine sind die Alben „Crime of the Century“ (1974), der Millionenseller „Breakfast in America“ (1979), der 15 Wochen lang die Charts toppte und der Band Kultstatus bescherte, sowie das Live-Album „Paris“ aus demselben Jahr.

Trennung von Mitgründer Hodgson

Auf der Höhe ihres Erfolges verließ Hodgson die Band jedoch 1983 für eine Solokarriere. Der Grund dafür ist bis heute nicht ganz klar, da sich Davies‘ und Hodgsons Versionen sehr verschieden anhören. Fest steht, dass ihre Beziehung sich seit Jahren verschlechtert hatte, gestritten wurde über die Rechte an den Liedern und Geld.

Supertramp machte ohne Hodgson weiter. Doch es war eine Zäsur. 1985 hatte die Band ein weiteres Hitalbum mit „Brother Where You Bound“, aber der Erfolg nahm langsam ab. Der Verlust des eigenwilligen Hodgsons ließ sich auch mit anderen Sängern nie vollständig kompensieren.

Versuche einer Wiedervereinigung scheiterten in späteren Jahren. Verhandlungen zum 40. Bandjubiläum brach Hodgson 2010 nach eigener Aussage ab. Die Tour fand ohne ihn statt – und wurde ungeplant zur Abschiedstournee.

Eine weitere Europa-Tour mit Supertramp musste Rick Davies schließlich wegen seiner Erkrankung absagen. Die Hoffnung der Fans auf eine Wiedervereinigung erfüllte sich nicht mehr. Supertramp-Saxophonist John Helliwell veröffentlichte in diesem Jahr 15 Supertramp-Songs, die er mit einer Big Band neu aufgenommen hatte – allerdings ausschließlich instrumental, ohne den ikonischen Gesang von Davies.