Rostock glaubte an eine Sensation. Doch Hoffenheim zeigte, was Hansa fehlt. Cleverness ist nur durch Leidenschaft nicht zu kompensieren. Trainer Brinkmann will, dass sein Team die Lehren zieht.
Daniel Brinkmann ist kein Typ, der die Fußball-Wahrheit einfach mal ausblenden kann. Das 0:4 gegen die TSG Hoffenheim in der ersten DFB-Pokalrunde manövrierte den Trainer von Hansa Rostock deshalb auch in einen turbulenten Gefühle-Mix. Stolz auf sein Team? Ja, klar. Aber das eindeutige Ergebnis und die Art und Weise, wie es zustande kam, war doch frustrierend für den ambitionierten Coach des Drittligisten.
„Für uns ist das schon ein Lernprozess. Dann darf man sich gerne an denen orientieren, die da spielen, wo wir alle gerne wären, nämlich in der Bundesliga“, sagte der Ex-Profi. Klassenunterschiede waren zwischen Hansa und Hoffenheim lange nur in Details erkennbar – doch die machten dann einen deutlichen Unterschied. „Sie haben uns ernst genommen, was sie auch mussten. Am Ende hat sich die Qualität durchgesetzt“, konstatierte Brinkmann.
Brinkmann nennt Schlüsselmomente
Vier Szenen machte Rostocks Trainer aus, die letztlich entscheidend waren.
Szene 1: Ein angebliches Foulspiel vor Hoffenheims erstem Tor durch Wout Burger (37. Minute). Müsse man nicht pfeifen, könne man aber, meinte Brinkmann. Dann wäre der Spielstand länger pari gewesen.
Szene 2: Bernardos Kopfball-Rettung kurz vor der Linie beim feinen Schuss von Benno Dietze. Es wäre der 1:1-Ausgleich gewesen.
Szene 3: Gegentor Nummer zwei von Max Moerstedt (71.), das durch einen unglücklich vermasselten Hansa-Konter eingeleitet wurde. Brinkmanns Diagnose: Schlecht verteidigt.
Szene 4: Wieder eine Rettungstat kurz vor der Linie, diesmal von Koki Machida per Grätsche gegen David Hummel (81.). Brinkmann hatte den Ball schon im Tor gesehen. Es wäre das 1:2 gewesen. Die Stimmung im Stadion wäre nochmal hochgekocht.
Was Brinkmann aber wirklich wurmte, war das Abwehrverhalten in der Schlussphase, das zum klaren Ergebnis führte. Bis zum Ende mit zurücklaufen, ein Bein dazwischenstellen – das habe ihm beim Pokal-Fight gefehlt. „Es ärgert mich, dass wir bis zum Schluss nicht sauberer verteidigen und noch zwei Tore einfach hergeben“, sagte der 39-Jährige.
Hoffenheim auch nächster Heimgegner
Konsequenzen für den Liga-Alltag aus der Niederlage fürchtet der Trainer nicht. Vier Punkte aus zwei Spielen waren bisher eine gute Ausbeute. Am Sonntag (13.30 Uhr) heißt die Auswärts-Aufgabe FC Ingolstadt. Danach kommt die TSG Hoffenheim schon wieder nach Rostock – mit ihrer zweiten Auswahl, so will es der Spielplan-Zufall.
Brinkmann wollte sich auch auf schöne Dinge fokussieren. Und dazu gehörte das Pflichtspiel-Comeback von Jonas Dirkner nach acht Monaten Verletzungspause. „Ich freue mich für ihn, total. Er kommt immer mehr und wird in naher Zukunft ein starker Konkurrent sein, weil er uns Qualität bringt, die andere nicht so haben“, sagte der Coach über den Mittelfeldspieler, der sich im Dezember das Kreuzband gerissen und einen Kieferbruch zugezogen hatte.
Freude über Dirkner-Comeback
Dirkner selbst war nach seiner Einwechslung erstmal glücklich. „Vor der Kulisse zu spielen, ist natürlich unglaublich cool. Ich habe es einfach genossen und versuche das für die nächsten Wochen mitzunehmen“, sagte der 23-Jährige. Wie sein Trainer steckte Dirkner im Gefühle-Mix. „Ich bin schon enttäuscht, weil wir uns einiges vorgenommen haben und der Endstand nicht dem Spielverlauf entspricht“, sagte er.