Brückenbau: Salzbachtalbrücke der Autobahn 66 wird komplett freigegeben

Vor vier Jahren musste die marode Salzbachtalbrücke bei Wiesbaden gesprengt werden. Nun soll der Verkehr wieder auf allen neuen Fahrstreifen rollen.

„Endlich!“ dürften viele Autofahrer und Autofahrerinnen in Wiesbaden und der Region denken: Heute abend soll etwa ab 18.00 Uhr auch der zweite Teil der neuen Salzbachtalbrücke der Autobahn 66 freigegeben werden. Rund vier Jahre nach der Sprengung der alten Brücke sind künftig wieder alle Fahrstreifen für den Verkehr offen. Die A66 verbindet den Rheingau mit Frankfurt.

2023 war die erste neue Teilquerung, die Südbrücke, freigegeben worden. Seitdem rollt der Verkehr in beide Fahrtrichtungen auf jeweils zwei verengten Fahrstreifen und das führt regelmäßig zu Staus im Berufsverkehr. Nun folgt die Freigabe der Nordbrücke. Die Gesamtkosten für das Brückenprojekt liegen nach Angaben der Autobahn GmbH bei etwa 225 Millionen Euro.

Warum musste die Salzbachtalbrücke neu gebaut werden? 

Im Juni 2021 war das marode Bauwerk aus Sicherheitsgründen kurzfristig gesperrt worden, nachdem Betonbrocken auf die darunterliegende Bundesstraße 263 gefallen waren. Pro Tag passierten zuvor etwa 80.000 Fahrzeuge diese Stelle. Zwischenzeitlich waren auch die darunterliegende Bahnstrecke sowie die Bundesstraße gesperrt. Die alte, rund 300 Meter lange Salzbachtalbrücke wurde am 6. November 2021 gesprengt. Zahlreiche Schaulustige beobachteten das Spektakel – aus sicherer Entfernung.

Welche Folgen hatte die Havarie für die Landeshauptstadt?

Pendlerinnen und Pendler wichen auf Umleitungen aus oder fuhren durch das Wiesbadener Stadtgebiet. Nach Angaben der Stadt musste das Verkehrsnetz dort Zehntausende Fahrzeuge am Tag zusätzlich verkraften. Es bildeten sich teils lange Staus. „Das Nadelöhr geht auf“, sagt Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) deswegen nun. 

Die allerschlimmsten Härten seien zwar schon durch die Öffnung der Südbrücke behoben worden. Mit der Freigabe der Nordbrücke ende aber eine lange Leidenszeit vor allem für die Bürgerinnen und Bürger, die durch volle Umgehungsstraßen belastet gewesen seien. Wiesbaden werde weiter mit den Folgen der Brückensperrung zu tun haben, sagte Mende. Nun gelte es, innerstädtische Straßenschäden zu beseitigen.

Warum ist die Brücke so wichtig für das Rhein-Main-Gebiet?

Die Querung sei eine der zentralen Verkehrsadern, teilte die Autobahn GmbH des Bundes mit. „Sie verknüpft die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden mit der Metropolregion Frankfurt am Main und ist daher im wahrsten Sinne des Wortes ein verbindendes Element für viele Menschen und die europäische Wirtschaft.“ Die neuen Brücken berücksichtigten in den Abmessungen sowie beim Lärmschutz bereits den später vorgesehenen sechsstreifigen Ausbau der A66. Das sei allerdings ein sehr langfristiges Ziel.

Sollte die Brücke nicht eigentlich schon früher wieder komplett freigegeben werden?

Ja. Der Termin war ursprünglich einige Wochen früher geplant, wurde aber laut der Autobahn GmbH wegen nötiger Nachbesserungen bei der Abdichtung der neuen Teilbrücke auf den 1. August verschoben. Die Inbetriebnahme der neuen Nordbrücke ist laut Autobahngesellschaft absichtlich für einen Freitagabend in den hessischen Sommerschulferien vorgesehen, damit die Verlegung der Fahrspuren nicht zu größeren Staus führt. 

Welche andere marode Brücke hatte zuletzt Schlagzeilen gemacht?

Erst vergangenen Mittwoch war eine rund 116 Meter lange Talbrücke der Bundesstraße 45 bei Bad König in Südhessen im Odenwald gesprengt worden. Die einsturzgefährdete Querung war seit Mitte Mai für den Straßen- und Bahnverkehr gesperrt. Bei einer Prüfung waren Risse im Beton festgestellt worden. Die gesperrte Bahnlinie unter der Brücke soll bis Ende der hessischen Sommerferien wieder befahrbar sein.

Wie sieht es mit den anderen Brücken in Hessen aus?

Nicht besonders gut, viele Bauwerke sind marode. In Hessen gibt es nach jüngsten Angaben des Verkehrsministeriums derzeit rund 5.400 Brückenteilbauwerke. 235 davon müssen kurz- bis mittelfristig instand gesetzt werden – mitgerechnet wurden auch kleinere Arbeiten wie der Austausch von Geländern.