Soziales: Rekordzahlen bei der Bahnhofsmission

Immer mehr psychisch Kranke, immer mehr Suchtkranke – und dann kommt die Bahn auch noch ständig zu spät. Die Bahnhofsmissionen in Bayern kommen an ihre Grenzen.

Rekordzahlen bei den Bahnhofsmissionen in Bayern: So viele Hilfesuchende wie noch nie wendeten sich im vergangenen Jahr an die Einrichtungen, wie der Verband IN VIA Bayern und das Diakonische Werk Bayern mitteilten. Knapp 566.000 Gästekontakte zählten die zwölf Stationen im Freistaat 2024 – „eine neue Höchstmarke“. 

Alle zwölf Stationen meldeten eine starke Zunahme an Gästen und Unterstützungsbedarf. Vor allem die Zahl von Menschen mit psychischen Belastungen nimmt den Angaben zufolge seit Jahren zu, zuletzt noch einmal um rund 50 Prozent. Fast ein Drittel der Menschen, die sich an eine Bahnhofsmission in Bayern wenden, leidet demzufolge an seelischen Erkrankungen oder einer Sucht. 

An manchen Stationen wie Passau sind es laut der dortigen Leiterin Angelika Leitl-Weber sogar gut 70 Prozent, auch weil es in der Region praktisch keine anderen Angebote für Betroffene gebe. 

Bahnhofsmissionen stoßen an ihre Grenzen

„Die Belastung für die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden wächst stetig, ebenso stoßen sie räumlich an ihre Grenzen“, sagt Hedwig Gappa-Langer vom Verein IN VIA. „Die Krisen der vergangenen Jahre wirken nach und der Trend hält an.“

Zu diesen Belastungen komme auch noch die Unterstützung für Reisende, für die nun verstärkt Ehrenamtliche gesucht werden. „Volle oder verspätete Züge, zunehmende Digitalisierung und die Hektik an Bahnhöfen machen es für viele schwierig, mit der Bahn unterwegs zu sein“, heißt es in der Mitteilung.

„Wir möchten natürlich auch den Reisenden weiterhin die nötige Unterstützung bieten. Das jedoch wird immer schwieriger, wenn wir in den Stationen personell am Limit sind“, erklärt Michael Lindner-Jung, Leiter der Bahnhofsmission Würzburg. Die Bahnhofsmissionen hoffen auf dauerhafte finanzielle Unterstützung der bayerischen Staatsregierung.