Zwei Deutsche jubeln nach dem WM-Rennen über 800 Meter Freistil auf dem Podest. Für einen ist es der größte Erfolg der bisherigen Laufbahn, der andere darf in Singapur zum zweiten Mal feiern.
Sven Schwarz und Lukas Märtens klatschten freudig im Becken ab und bejubelten den doppelten deutschen Medaillen-Coup. Auf dem Podest zeigten sie die zweifache Siegerfaust. Mit Silber über 800 Meter Freistil feierte Schwarz den größten Erfolg seiner bisherigen Karriere. Bronzegewinner Märtens stockte sein Edelmetall-Konto bei der WM in Singapur nach Gold über die halbe Distanz weiter auf.
„Zwei Leute auf dem Treppchen – das ist sehr lange her, da können wir sehr stolz drauf sein“, sagte Schwarz und lächelte. Für Deutschland schafften dieses Kunststück bei einer WM zuletzt Hannah Stockbauer und Jana Henke vor 22 Jahren.
Schwarz schwamm erstmals bei einer WM auf das Podest. „Ich war hinter den großen Jungs, als ich jünger war – jetzt bin ich selber einer“, sagte der 23-Jährige. „Ich bin mega happy, den zweiten Platz abgesichert zu haben. Mal gucken, was über die Jahre noch kommt.“ Auch Märtens stellte fest: „Es war ein super Rennen, von Sven und von mir.“
Deutsche Beckenschwimmer waren zuletzt 2009 erfolgreicher
Schwarz musste sich mit seiner Zeit von 7:39,96 Minuten nur dem souveränen Champion Ahmed Jaouadi aus Tunesien (7:36,88 Minuten) geschlagen geben. Anerkennend applaudierten er und Märtens, als der Sieger vom Hallensprecher gefeiert wurde.
Dank Märtens, Anna Elendt, die am Dienstag sensationell Gold über 100 Meter Brust gewonnen hatte und nun auf der Tribüne mitfieberte, sowie Schwarz darf sich der Deutsche Schwimm-Verband schon über zwei Titel, einmal Silber und einmal Bronze im Becken freuen.
Erfolgreicher waren die deutschen Beckenschwimmer zuletzt bei der WM 2009 zu Zeiten von Britta Steffen und Paul Biedermann. Eine Überraschung verpasst hat Melvin Imoudu, der über 50 Meter Brust Rang fünf belegte – zu Bronze fehlten ihm sieben Hundertstelsekunden.
Schwarz: „Hatte relativ viele Rückschläge in meiner Karriere“
Mit seiner Edelmetall-Premiere auf der Weltbühne tritt Schwarz erstmals so richtig aus dem Schatten der deutschen Vorzeigeschwimmer Märtens und Florian Wellbrock.
Er hatte auch in den vergangenen Jahren immer mal wieder mit guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. Anders als bei der starken nationalen Konkurrenz auf den langen Strecken hatte es bei ihm bislang aber nicht zu Edelmetall bei Olympia oder einer WM gereicht.
„Ich glaube, ich hatte relativ viele Rückschläge in meiner Karriere, auch bei der Quali vor Tokio, als ich Corona hatte“, sagte Schwarz mit Blick auf die verpassten Olympischen Spiele 2021. „Es war das Ziel, eine Medaille zu gewinnen. Jetzt haben wir es endlich mal gemacht. Da bin ich stolz drauf.“
Schwarz geht anderen Weg als Märtens und Wellbrock
Im Gegensatz zu Märtens und Wellbrock gehört Schwarz nicht zur Magdeburger Trainingsgruppe von Bundestrainer Bernd Berkhahn. „Wir sind natürlich befreundet, aber es ist dennoch eine bestimmte Konkurrenz da“, erklärte er vor der Reise nach Singapur mit Blick auf die anderen Topschwimmer auf seinen Distanzen.
Schon lange arbeitet er mit Coach Emil Guliyev zusammen und trainiert in Hannover. „Er hat eine andere Philosophie als Bernd“, sagte Schwarz. „Es zeigt, es gibt nicht nur einen Weg.“ Dass auch sein Weg erfolgreich sein kann, zeigte er nun eindrucksvoll.
Über 1500 Meter Freistil will er ebenfalls angreifen. Bis zum Vorlauf am Samstag hat er ein wenig Zeit, den Erfolg sacken zu lassen. Märtens ist dagegen schon an diesem Donnerstag wieder gefordert. Dann tritt er im Vorlauf über 200 Meter Rücken an.