Nur 16 von 430 NRW-Kommunen hatten 2024 einen ausgeglichenen Haushalt. Die Personalausgaben haben sich in zehn Jahren fast verdoppelt. Und noch ein Wert steigt wieder an.
Nach Jahren der finanziellen Erholung verlieren viele Kommunen in Nordrhein-Westfalen wieder den Anschluss. Wie aus dem Kommunalen Finanzreport 2025 der Bertelsmann Stiftung hervorgeht, verzeichneten die Städte und Gemeinden im vergangenen Jahr mit rund sieben Milliarden Euro das bislang höchste Defizit ihrer Geschichte.
Dabei hat sich das Loch, also die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben, von 2023 bis 2024 verdreifacht. Nur 16 von 430 NRW-Kommunen hatten im vergangenen Jahr einen ausgeglichenen Haushalt.
Damit liegt das Defizit der Kommunen in Nordrhein-Westfalen über dem Bundesdurchschnitt. Bei stagnierenden Steuereinnahmen sind die wichtigsten Ausgaben, nämlich die für Personal und Soziales, ungebremst gewachsen.
So haben sich die Personalausgaben in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Grund ist ein Stellenzuwachs in den Verwaltungen und höhere Tarifabschlüsse. Innerhalb von drei Jahren stiegen die Sozialausgaben um ein Drittel auf 24,5 Milliarden Euro.
Zehn Prozent höhere Ausgaben
Laut Finanzreport gab es 2024 im Vorjahresvergleich insgesamt ein Plus bei den Ausgaben von zehn Prozent. Nach Angaben der Bertelsmann Stiftung müssen die Kommunen soziale Aufgaben stemmen, die durch Bundesgesetze geregelt, aber zu schlecht gegenfinanziert sind. „Die Kommunen brauchen daher eine höhere Kostenbeteiligung des Bundes“, sagt Kirsten Witte, Kommunalexpertin der Bertelsmann Stiftung.
Zwar haben die Investitionen in den Kommunen im vergangenen Jahr mit elf Milliarden Euro einen Höchststand erreicht. Hinter Ländern wie Bayern oder im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt liegt NRW aber deutlich im Hintertreffen. Besonders das Ruhrgebiet falle bei der Infrastruktur immer weiter zurück.
Rückfall bei den Kassenkrediten
Die Kassenkredite bei den Kommunen, vergleichbar mit dem Dispokredit bei privaten Bankkunden, gelten als zentraler Krisenindikator. Sechs Jahre lang konnte die Kommunen ihre kurzfristigen Verbindlichkeiten abbauen. Jetzt sind sie im vergangenen Jahr wieder um 2,5 Milliarden Euro angestiegen. Dabei entfällt ein Viertel der bundesweiten Kassenkredite auf neun Städte in NRW.
„Ob das jüngst beschlossene Hilfsprogramm der Landesregierung in Düsseldorf Wirkung entfalten kann, ist höchst ungewiss“, sagte Witte von der Bertelsmann Stiftung. Mit Blick auf die kommunalen Finanzen in Nordrhein-Westfalen drohten die hart errungenen Sanierungserfolge der vergangenen Jahre verloren zu gehen, erklärte sie.