Müssen die Vorstände eines Dax-Konzerns fast 100 Mal so viel verdienen wie ihre Mitarbeiter? Einer Studie zufolge ist das zwar ein Ausreißer, aber international kassieren Top-Manager noch viel mehr.
Trotz der wirtschaftlichen Flaute sind im vergangenen Jahr die Gehälter der Dax-Vorstände gestiegen. Die Manager und Managerinnen einschließlich der Vorstandschefs haben durchschnittlich eine um drei Prozent angehobene Gesamtvergütung von 3,76 Millionen Euro erhalten, wie aus einer Auswertung der Anlegerschutzvereinigung DSW und der TU München hervorgeht. Pensionszusagen sind in diesem Wert nicht enthalten.
Beim Verhältnis der Manager-Gehälter zu den durchschnittlichen Personalkosten ihrer Mitarbeiter zeigen sich große Unterschiede. So verdient die Vorstandsriege des Sportartikelherstellers Adidas das 95-fache eines normalen Mitarbeiters. Deutlich weniger Gefälle gibt es beispielsweise bei Sartorius (Faktor 18) oder Siemens Energy (13). Im kaum veränderten Durchschnitt erhielten die Vorstände 41 Mal höhere Vergütungen als die durchschnittlichen Beschäftigten.
Adidas-Chef Bjørn Gulden wird mit einem Salär von gut 10,3 Millionen Euro nur noch von VW-Chef Oliver Blume getoppt, der auch die Tochter Porsche SE leitet und in beiden Jobs zusammen auf 10,6 Millionen Euro kommt. Im internationalen Vergleich fährt der VW-Boss allerdings hinterher. Im europäischen Aktien-Index Euro Stoxx belegt er Platz 5 und muss Michel Doukeris vom Brauriesen AB InBev mit 24,3 Millionen Euro Verdienst den Vortritt lassen. Dieses europäische Top-Gehalt würde im US-amerikanischen Dow-Jones-Index noch unter dem Durchschnitt von 28,5 Millionen Euro liegen. Microsoft-Chef Satya Nadella hat der Aufstellung zufolge eine Vergütung von 73,1 Millionen Euro eingestrichen.
Langfristiger Erfolg bringt das Geld
Die Vorstandsvergütungen im Dax seien immer stärker an den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg gekoppelt, berichtet DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Nur noch knapp 32 Prozent würden als Fix-Gehalt gezahlt, 25,4 Prozent hingen an kurzfristigen Unternehmenszielen und 42,7 Prozent an langfristigen Erfolgen. Aus Sicht der Aktionäre sollten nicht nur Top-Führungskräfte in dieser Form am Unternehmenserfolg partizipieren.
Die Untersuchung zeigt außerdem, dass Frauen in den Vorständen mit 3,28 Millionen Euro durchschnittlich 24 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen (4,02 Mio). Das liegt auch an dem geringen Anteil weiblicher Vorsitzender in der Unternehmensführung. Doch auch ohne die Chefs beträgt der durchschnittliche Gehaltsunterschied in sämtlichen Dax-Vorstandsriegen noch 12,2 Prozent.