Manager-Gehaltsreport: Starbucks-Chef verdient 6666-mal so viel wie seine Angestellten

Eine Auswertung aus den USA zeigt, wie absurd die Gehaltsschere zwischen Chefs und einfachen Angestellten oft ist. Trumps Steuer-Politik dürfte dies noch weiter verstärken. 

Erst seit September letzten Jahres ist Brian Niccol Chef bei Starbucks. Der kriselnde Kaffeehausgigant mit Sitz in Seattle hat den Top-Manager von der Fastfoodkette Chipotle abgeworben. Zu Niccols bemerkenswertesten Entscheidungen seither zählt, dass die Mitarbeiter in den Läden künftig wieder Namen, Smileys und kleine Botschaften auf die Kaffeebecher kritzeln müssen (statt Aufkleber zu kleben), das soll das Kundenerlebnis verbessern. Dafür ließ er eigens 200.000 neue Stifte anschaffen.

Ob die Maßnahme Starbucks zurück zu alter Größe führt, wird sich zeigen. Für Niccol selbst hat sich sein Engagement jedenfalls finanziell schon ausgezahlt: Allein 2024 verdiente der Top-Manager rund 98 Millionen US-Dollar. Dazu trugen maßgeblich ein üppiger Willkommens-Bonus von Starbucks und ein noch üppigeres Aktienpaket bei, das er im Laufe der nächsten Jahre zu cash machen kann. 

Mit seiner Vergütung von fast 100 Millionen ist der neue Starbucks-Chef das herausragende Beispiel für die enorme Gehaltsschere zwischen CEOs und einfachen Angestellten, die der US-Gewerkschaftsverband AFL-CIO in seinem aktuellen Manager-Gehaltsreport anprangert. Denn der typische Starbucks-Mitarbeiter verdient laut der Auswertung weniger als 15.000 Dollar im Jahr. Das Gehalt von Niccol sei damit sage und schreibe 6666-mal so hoch wie das seiner einfachen Beschäftigten.

Starbucks ist der Extremfall

Das ist selbst dann noch enorm, wenn man berücksichtigt, dass Niccol im Gegensatz zu dem für den Vergleich herangezogenen Durchschnittsbeschäftigten seine Arbeit nicht in Teilzeit erledigen dürfte. „Der durchschnittliche Starbucks-Mitarbeiter hätte 4643 vor Christus (in der Steinzeit!) bei Starbucks anfangen müssen, um das zu verdienen, was der CEO von Starbucks allein im Jahr 2024 verdient hat“, heißt es in dem Report der mitgliederstärksten US-Gewerkschaftsvereinigung.

Im Schnitt verdienten die CEOs der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen (S&P 500) im vergangenen Jahr 18,9 Millionen US-Dollar, heißt es in dem Report. Das waren sieben Prozent mehr als im Vorjahr, das Gehalt des typischen Angestellten sei hingegen nur um drei Prozent gestiegen. Die Chefs verdienten damit im Schnitt 285-mal so viel wie ihre typischen Arbeiter, im Vorjahr war es noch 268-mal so viel gewesen.

Noch größer als bei Starbucks ist laut Gehaltsreport die Lücke bei Abercrombie, dessen Chef Fran Horowitz 6731-mal so viel verdient wie sein durchschnittlicher Textilarbeiter. Abercrombie ist nicht im S&P 500 vertreten. Betrachtet man nur die S&P 500-Firmen folgen dem Starbucks-Chef im Gehaltslücken-Ranking die Chefs des Automobilzulieferers Aptiv, des Halbleiterherstellers ON Semiconductor und von Coca-Cola. Sie verdienen jeweils rund 2000-mal so viel wie ihre einfachen Angestellten.

Dass sich die Gehaltsschere schließt, ist wohl unwahrscheinlich. Ganz im Gegenteil: Die von US-Präsident Donald Trump kürzlich durchgesetzten Steuersenkungen werden die Kluft zwischen Arm und Reich Experten zufolge noch dramatisch vergrößern. Der Gewerkschaftsverband rechnet vor, dass der Durchschnitts-CEO durch die Reform rund 490.000 Dollar Steuern im Jahr spart, der typische US-Arbeiter dagegen nur 765 Dollar.