Was würde geschehen, wenn es in Hessen zu einem großflächigen, langanhaltenden Stromausfall käme? Auf seiner Sommertour informiert sich Innenminister Poseck bei der Feuerwehr.
Was tun bei einem Blackout? Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) hat sich von der Feuerwehr im Hochtaunuskreis ein solches Szenario demonstrieren lassen. „Im besten Fall verhindern wir ein solches Ereignis“, sagte der Minister in Friedrichsdorf, „im zweitbesten Fall sind wir vorbereitet.“
Ein zentrales Element ist das sogenannte Leuchtturmkonzept: Mehr als 60 Feuerwehrhäuser im Kreis würden zu Anlaufstellen für die Bevölkerung im Krisenfall. Sie bieten Notstromversorgung, Funkverbindung, Notrufweiterleitung und Hilfestellung. Rote Schilder, auf denen ein weißer Leuchtturm und vier Personen abgebildet sind, weisen auf die Standorte hin.
Satellitentelefone und Notstromaggregate
Herzstück des Notfallkonzepts sind Satelliten-Systeme für die Kommunikation der Rettungskräfte. Denn ohne Strom würden auch Telefone und Rechner nicht lange funktionieren. Dazu kommen Warn-Apps, Sirenen und Einsatzfahrzeuge mit Dach-Lautsprechern.
Eine besondere Herausforderung ist die Versorgung mit Kraftstoff. Bei einem Stromausfall würden im Kreis täglich bis zu 137.000 Liter Diesel benötigt, unter anderem auch für den Betrieb von Notstromaggregaten für kritische Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Pflegeheime.
Im „Leuchtturm“ werden Betreuungsplätze für schutzbedürftige Bürger eingerichtet. Sollte das Trinkwassernetz zusammenbrechen, kann die Bevölkerung bis zu sechs Liter Trinkwasser pro Person und Tag beziehen.
„Unsere moderne Welt ist verletzlich“
„Die Gefahr eines großflächigen, länger andauernden Stromausfalls ist keine abstrakte Bedrohung mehr“, sagte Poseck bei seinem Besuch. Auslöser könnte ein Extremwetterereignis, eine technische Störung, Sabotage oder eine Cyberattacke sein. „Unsere moderne, hochvernetzte Gesellschaft ist verletzlich“, sagte Poseck, „die Stromversorgung ist unser Lebensnerv“.
Je länger der Blackout dauert, desto verheerender die Folgen. „Entscheidend ist, in den ersten 24 Stunden schnell zu handeln“, sagte Poseck. Die Feuerwehr im Hochtaunuskreis hatte dieses Szenario 2023 bei einer 24-stündigen Großübung simuliert.
Ungelöste Probleme
Bei seinem Besuch in Friedrichsdorf präsentierten die Verantwortlichen dem Minister, welche Erkenntnisse sie dabei gewonnen haben. Ein ungelöstes Problem: Die Versorgung Pflegebedürftiger, die zu Hause von strombetriebenen Geräten abhängig sind.
Am Vormittag hatte der CDU-Politiker das Krisenzentrum und die Leitstelle der Oberhessischen Versorgungsbetriebe AG (OVAG) in Bad Nauheim besucht. Der Besuch habe noch einmal sehr deutlich gemacht, wie wichtig Krisenvorsorge und Resilienz gerade in der heutigen Zeit seien, sagte der Minister dort.
Die Versorgungsbetriebe gewährleisteten mit ihren überregionalen Netzen nicht nur die tägliche Versorgung Tausender Haushalte und Betriebe, sondern seien auch in Krisensituationen ein zentraler Stabilitätsanker. „Die OVAG ist ein zentrales Rückgrat der Versorgungssicherheit in Mittel- und Oberhessen. Sie betreibt kritische Infrastruktur in gleich vier Bereichen: Strom, Gas, Wasser und öffentlicher Nahverkehr.“
Sommertour „Krisenvorsorge und Resilienz“ geht weiter
Die Sommertour „Krisenvorsorge und Resilienz“ geht in der kommenden Woche weiter. Am Montag steht eine Werksfeuerwehr in Darmstadt auf der Agenda. Am Dienstag besucht Poseck den Frankfurter Flughafen. Am Mittwoch ist das hessische Katastrophenschutz-Zentrallager in Wetzlar dran. Am Donnerstag geht es um die Bekämpfung von Waldbränden. Am Freitag steht Cybercrime im Mittelpunkt: Der Minister besucht eine Hochschule in Wiesbaden, die sich mit digitaler Forensik beschäftigt, und die Raumfahrtbehörden in Darmstadt.