Ein Klick genügt – schon verbindet sich der Lautsprecher per Bluetooth mit Handy oder Laptop. Wir erklären, wie die Technik funktioniert und was ein Wikingerkönig damit zu tun hat.
Stellt euch mal vor, euer Zuhause wäre ein kaum zu durchdringender Dschungel. Überall verlaufen Kabel wie Schlingpflanzen kreuz und quer durch die Zimmer. Ständig stolpert jemand darüber oder verheddert sich darin … So sähe unsere Welt aus, wenn alle technischen Geräte wie Lautsprecher, Fernseher, Laptops und Smartphones über Kabel miteinander verbunden wären. Was für ein Wirrwarr!
Doch es gibt ja Bluetooth: Die Technik vernetzt Geräte drahtlos und sorgt dafür, dass wir ohne Kabelsalat Musik hören, Daten tauschen oder zu viert an der Spielekonsole zocken können.
In der Welt der Elektronik spielt Bluetooth quasi den Liebesboten: Es sorgt dafür, dass Geräte zueinanderfinden. Und das inzwischen seit rund 25 Jahren!
Wurzeln bei den Wikingern
Die Geschichte von Bluetooth beginnt allerdings noch viel früher, im 10. Jahrhundert gewissermaßen. Damals herrschte der dänische Wikingerkönig Harald Gormsson. Er gewann große Seeschlachten und ließ stolze Burgen bauen. Doch wofür ist er heute weltberühmt? Für einen abgestorbenen Zahn. Dieser bläulich schimmernde Beißer soll ihm den Beinamen „Blauzahn“ beschert haben, auf Englisch: „blue tooth“.
In den 1990er-Jahren arbeiteten Computer- und Handy-Hersteller gemeinsam an einer Funktechnik, die deren Geräte drahtlos miteinander verbinden sollte. Einer der Entwickler las damals ein Buch über Wikinger und schlug „Bluetooth“ als Projekttitel vor. Der Name passt: Blauzahn soll einst die Stämme miteinander verbunden haben – genau wie die neue Technik das mit elektronischen Geräten macht. Eigentlich sollte später ein offizieller Name gefunden werden, doch „Bluetooth“ gefiel allen so gut, dass er blieb. Passend dazu zeigt das Logo zwei ineinander verschlungene alte Schriftzeichen, die für Blauzahns Vor- und Nachnamen stehen.
Geheime Botschaften
Bluetooth funktioniert ähnlich wie Walkie-Talkies: Zwei oder mehrere Geräte sprechen miteinander, aber nicht mit allen anderen um sie herum. Dafür nutzen sie Funkwellen. Als elektromagnetische Strahlen flitzen sie unsichtbar zwischen den Geräten hin und her – mit Lichtgeschwindigkeit! Auch Radios, Navigationssysteme und das Internet nutzen Funkwellen. Doch Bluetooth ist für viel kürzere Strecken gedacht, etwa vom Handy zu den Kopfhörern auf euren Ohren.
Aber woher wissen die Geräte, dass sie Töne, Bilder oder andere Daten austauschen sollen? Hier kommt das „Pairing“, das Paaren, ins Spiel: Bevor sich eure Kopfhörer mit eurem Handy verbinden, tauschen sie oft auf Tastendruck einen langen geheimen Code aus, den nur sie verstehen. Erst danach schickt das Sendergerät (das Handy) die Daten ans Empfängergerät (die Kopfhörer) – und keine anderen Funksignale oder Geräte können sich dazwischenmogeln.
Kein Wunder also, dass die Technik so beliebt ist und sich schnell verbreitete. 1999 tauchte das weltweit erste Gerät mit Bluetooth auf – ein kabelloses Headset fürs Handy. Allein voriges Jahr wurden über fünf Milliarden Bluetoothfähige Geräte hergestellt, darunter Freisprechanlagen, Autoschlüssel und sogar Fußbälle.
In der Medizin lassen sich Herzschrittmacher über Bluetooth steuern, in Fabriken vernetzt die Technik Maschinen miteinander, Supermärkte aktualisieren damit auf Knopfdruck ihre Preisschilder. Bluetooth-Chips sind günstig, brauchen kein Internet und benötigen wenig Strom. Allerdings ist Bluetooth bei der Datenübertragung langsamer als WLAN und hat eine geringere Reichweite, weshalb sich für bestimmte Zwecke andere Übertragungswege wie eben WLAN derzeit noch besser eignen. Doch Forschende sind schon dabei, Bluetooth für neue Einsatzgebiete weiterzuentwickeln.
Bluetooth: Technik mit Zukunft
Seid ihr schon mal beim Warten am Flughafen eingedöst – und dann unsanft von einer dröhnenden Durchsage geweckt worden? Bald könnten Flughäfen viel leiser werden, glaubt Alexander Tschekalinskij vom Fraunhofer-Institut IIS in Erlangen. Er und sein Team arbeiten daran, Bluetooth zu verbessern. „Bald kann man sich nur noch die Ansagen ins Ohr holen, die einen selbst betreffen“, sagt er. „Man braucht keine lärmenden Lautsprecherdurchsagen mehr.“
Diese Neuheit heißt Auracast: Statt Daten bloß an ein einzelnes Gerät zu senden, erstellt Bluetooth einen Stream, den beliebig viele Personen gleichzeitig empfangen können. Solche Verbesserungen helfen auch Menschen mit Hörproblemen: Der Ton wandert nicht mehr erst vom Lautsprecher durch den Raum, sondern direkt ins Hörgerät im Ohr. „Höreingeschränkte Menschen können dann ins Kino gehen, ohne sich zu sorgen, ob sie alles gut verstehen“, sagt Tschekalinskij. „So bindet man sie viel besser ins Alltagsleben ein.“ König Blauzahn, der einst dafür sorgte, dass die Leute sich besser verstehen, hätte diese Entwicklung sicher gefallen.