Die Grundschulzeit endet für Schüler aus Kreuzberg mit einer Klassenfahrt nach Mecklenburg-Vorpommern. In Greifswald treffen sie auf ältere Schüler aus Brandenburg – und erleben Rassismus.
Schüler einer sechsten Klasse in Berlin-Kreuzberg sind bei einer Klassenfahrt in Mecklenburg-Vorpommern mehrfach rassistisch angefeindet worden. Es sei zu Vorfällen mit rassistischen Äußerungen durch eine Gruppe aus Brandenburg gekommen, dabei sei auch ein Hitlergruß gesehen worden, bestätigte die Berliner Senatsbildungsverwaltung einen Bericht des „Tagesspiegels“ über die Klassenfahrt in einer Jugendunterkunft in Greifswald.
Die Zeitung zitiert eine Mutter einer zwölfjährigen Schülerin, die von Beleidigungen durch die Schüler von zwei Schulen aus dem Osten und Süden Brandenburgs berichtet. Vor allem die männlichen Grundschüler aus der Berliner Klasse, die zu 80 Prozent von Kindern mit Migrationshintergrund besucht werde, seien Ziel der verbalen Angriffe durch die älteren Brandenburger Schüler gewesen. Von massiven rassistischen Drohungen und aggressiven Anfeindungen sei die Rede.
Mutter: Andere Lehrer wimmelten Problem ab
Laut der Mutter hätten die Klassenlehrer aus Kreuzberg die jeweiligen Lehrer der Brandenburger Klassen angesprochen. Bei der Klasse aus Strausberg hätten sich die Lehrer einsichtig gezeigt und mit ihren Schülern geredet. Von den Lehrern der Zehntklässler aus dem Süden Brandenburgs seien die Berliner Lehrer „abgewimmelt“ worden.
Statt Hilfe zu erhalten, „wurden unsere Kinder fünf Tage lang beleidigt und beschimpft“, zitierte die Zeitung die Mutter. Die Eltern, von denen manche schon vorher Bedenken angesichts der Fahrt gehabt hätten, und die Schule seien erst nach der Klassenfahrt über die Vorfälle informiert worden.
Senat: Enger Austausch mit Schule
Eine Sprecherin der Berliner Senatsbildungsverwaltung erklärte, die zuständige Schulrätin in Friedrichshain-Kreuzberg steht in engem Austausch mit der Schulleitung. „Unterstützungsangebote wurden bereits unterbreitet, und die Schule wird Kontakt zur Antidiskriminierungsbeauftragten der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie aufnehmen.“
Der Berliner Grünen-Abgeordnete Ario Mirzaie, Sprecher für Strategien gegen Rechts, teilte mit: „Solche Übergriffe sind keine Kavaliersdelikte, sondern bewusste Einschüchterungsversuche, die immer mit Gewaltandrohung einhergehen. Die Politik in Berlin und Brandenburg muss dringend Antworten geben auf das Erstarken des Rechtsextremismus unter Kindern und Jugendlichen.“
Grüne: Brandenburg sollte Konsequenzen ziehen
Mirzaie forderte Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg auf, die Übergriffe konsequent aufzuklären und mit den beiden betroffenen Schulen Konsequenzen zu ziehen. „Die Ereignisse in Greifswald dürfen nicht kleingeredet werden. Der Vorfall in Mecklenburg-Vorpommern reiht sich ein in eine ganze Serie der Zunahme rechter Übergriffe, Propaganda und Gewalt in Berlin und Brandenburg.“
Auch 2023 hatte ein ähnlicher Vorfall für Schlagzeilen gesorgt. Schülerinnen und Schüler einer zehnten Klasse aus Berlin, größtenteils mit Migrationshintergrund, hatten in einer Ferienanlage am Heidesee ein Mathe-Camp durchführen wollen. In der Nacht sollen sie von anderen Gästen rassistisch beleidigt worden sein, wie Betroffene gegenüber der Polizei angaben. Die Schüler reisten daraufhin ab.
Zu dem Fall hatte sich auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geäußert. Die Staatsanwaltschaft in Cottbus stellte ein Ermittlungsverfahren später ein. Die Vorwürfe gegen zwei Hauptverdächtige konnten nicht erhärtet werden, weil niemand sicher als Täter identifiziert werden konnte. Es habe nur wenige tatsächliche Zeugen des Geschehens gegeben.