Es ist warm, es sind Ferien, da sehnt sich mancher nach Abkühlung. Als Alternative zum Freibad beten sich Flüsse und Seen an. An der falschen Stelle kann das lebensgefährlich sein.
Die Behörden warnen vor dem Baden in wilden Naturgewässern. „Baden in Flüssen ist lebensgefährlich – auch für geübte Schwimmerinnen und Schwimmer“, teilt die Wasserschutzpolizei Hessen mit. Auch in Baggerseen sei Vorsicht geboten, betont das Regierungspräsidium Darmstadt. „Das Baden in Bereichen, die nicht für die Freizeitnutzung explizit freigegeben sind, kann lebensgefährlich sein.“
Welche Gefahren an Flüssen lauern
„Wir verstehen sehr gut, dass die Menschen Abkühlung suchen“, sagt Guido Kleemann, Leiter der Führungsgruppe der hessischen Wasserschutzpolizei. „Doch die Risiken werden oftmals unterschätzt.“
Was selbst erfahrene Schwimmerinnen und Schwimmer in Flüssen in lebensbedrohliche Situationen bringen kann: Strömungen, Strudel, plötzlich wechselnde Wassertiefen oder der Sog durch Schiffe und Berufsschifffahrt.
Besonders kritisch sind aus Sicht der Wasserschutzpolizei unübersichtliche Uferbereiche: Dort fehlten oft Rettungsmittel, Anfahrtsmöglichkeiten für Einsatzkräfte oder eine gesicherte Wasserrettung.
Auch das Springen von Brücken, Buhnen oder Wehranlagen ist verboten und gefährlich. Neben dem Risiko schwerer Verletzungen durch Aufprall oder Hindernisse unter der Wasseroberfläche besteht Lebensgefahr durch starke Unterströmungen und unvorhersehbare Strömungsverhältnisse.
Die Wasserschutzpolizei rät:
Schwimmen Sie nur an offiziell ausgewiesenen und bewachten Badestellen.Das Schwimmen in der Nähe von Wehren, Brückenpfeilern, Schleusen oder Fahrwasserzonen ist verboten.Achten Sie auf Kinder – auch in flachem Wasser. Sie unterschätzen Gefahren häufig und handeln spontan.Kein Alkohol! Er beeinträchtigt die Reaktionsfähigkeit und die Selbsteinschätzung.Unterschätzen Sie nicht die Kraft von Strömungen. Eine ruhige Oberfläche kann trügen.Schwimmer sind von Wasserfahrzeugen aus schlecht erkennbar. Oft besteht keine Möglichkeit, rechtzeitig auszuweichen.
Welche Gefahren an Baggerseen lauern
Auch in Baggerseen, die nicht explizit für die Freizeitnutzung freigegeben sind, ist Vorsicht geboten, wie die beim Regierungspräsidium (RP) Darmstadt angesiedelte Bergaufsicht des Landes betont: „Steile Böschungen und Abbaugeräte bergen oft für Badende nicht einschätzbare Gefahren.“
Auch bei längst stillgelegten Baggerseen kann es unter Wasser passieren, dass der Hang rutscht. Dadurch entstehen kalte Wasserströmungen, die einen lebensgefährlichen Kälteschock auslösen können. „An ungesicherten Böschungen führen selbst kleine Erschütterungen oft zu Rutschungen oder Abbrüchen“, teilt das RP mit.
Ein wichtiger Unterschied zwischen freigegeben und wilden Badestellen zeigt sich erst im Notfall: An offiziellen Badeseen sind in der Regel Rettungsschwimmer anwesend, die schnell Hilfe leisten können. An nicht freigegebenen Baggerseen dauert es laut RP oft lange, bis Hilfe eintrifft. „Oft können Verunglückte deshalb nur noch tot geborgen werden.“
Die Bergaufsicht beim RP Darmstadt rät:
Für ungetrübten Badespaß nutzen Sie nur offiziell freigegebene Badestellen und Strände an den Baggerseen der Region.
Viele Kinder können nicht schwimmen
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) beklagt, dass zu viele Kinder nicht schwimmen können. „20 Prozent der Grundschüler können beim Übergang in eine weiterführende Schule überhaupt nicht schwimmen“, sagt Michael Hohmann, Präsident der DLRG Hessen am Wochenende mit Blick auf eine Forsa-Umfrage von 2022. „Dieser Anteil lag 2017 noch bei 10 Prozent.“
Im vergangenen Jahr sind in Deutschland so viele Menschen ertrunken wie seit 2019 nicht mehr: Mindestens 411 Menschen starben laut DLRG in deutschen Gewässern. Fast jeder Dritte Todesfall ereignete sich in einem See. Im Vergleich hierzu ertranken in deutschen Schwimmbädern lediglich zwölf Menschen.