Die Zahl der Menschen mit niedrigem Einkommen stabilisiert sich auf hohem Niveau. Vor allem Ruhrgebiets-Städte sind betroffen. Der Sozialverband VdK spricht von einem „Armutsäquator“.
Gut jeder sechste Einwohner in Nordrhein-Westfalen ist wegen eines niedrigen Einkommens von Armut bedroht. 3,2 Millionen Menschen waren im vergangenen Jahr betroffen, teilte das Statistische Landesamt mit. Damit lag die sogenannte Armutsgefährdungsquote den Angaben zufolge bei 17,8 Prozent – etwas niedriger als im Vorjahr (18,2 Prozent), aber höher als noch vor einigen Jahren.
Besonders betroffen sind weiterhin Kinder: 23,3 Prozent aller Minderjährigen lebten im vergangenen Jahr in einem einkommensarmen Haushalt, wie die Statistiker schrieben. Auch Rentnerinnen und Rentner waren überdurchschnittlich häufig betroffen.
Der Sozialverband VdK warnte vor einer „Verstetigung von Armut“ und forderte die Politik zum Handeln auf.
Ab wann gilt man als armutsgefährdet?
Als armutsgefährdet gelten Menschen, die weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens zur Verfügung haben. Konkret bedeutet das: Wer alleine lebt, fällt mit weniger als 1.290 Euro netto unter diese Grenze.
Bei alleinerziehenden mit einem Kind lag die Grenze im vergangenen Jahr bei 1.677 Euro, bei einem Paar mit zwei Kindern bei 2.709 Euro netto im Monat.
Armutsfaktoren: Kinder, Bildung, Migrationshintergrund
Die Risikofaktoren für Armut sind seit Jahren ähnlich: 46 Prozent aller Alleinerziehenden waren im vergangenen Jahr laut Statistik von Einkommensarmut betroffen, aber nur 9 Prozent der kinderlosen Paare.
Auch das Qualifikationsniveau spielt demnach eine entscheidende Rolle: 39 Prozent der Geringqualifizierten verdienen weniger als 60 Prozent des Durchschnitts, aber nur 8 Prozent der Hochqualifizierten.
38 Prozent der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit waren armutsgefährdet, aber nur 14 Prozent mit deutschem Pass.
VdK warnt vor „Armutsäquator“
Die Region mit den meisten armutsgefährdeten Einwohnern war im vergangenen Jahr erneut die Region Emscher-Lippe mit Städten wie Bottrop, Gelsenkirchen und Recklinghausen – dort galten 22,1 Prozent der Menschen durch ihr Einkommen als armutsgefährdet, wie das Statistische Landesamt mitteilte. „Auch Dortmund, Oberhausen, Duisburg oder Essen liegen allesamt über 20 Prozent“, mahnte der Sozialverband VdK. In den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe waren es hingegen laut Statistik nur 12,9 Prozent.
Dieser „Armutsäquator“ in NRW dürfe sich nicht verfestigen, mahnte der Sozialverband. „Soziale Gerechtigkeit darf kein Wahlversprechen bleiben, sondern muss aktiv bekämpft werden“, forderte VdK-Präsident Horst Vöge.