Kein anderer OB in Hessen ist derzeit länger im Amt als Claus Kaminsky. Doch im nächsten Jahr wird ein neuer Chef oder eine Chefin ins Rathaus einziehen. Zwei Kandidaten stehen in den Startlöchern.
Der dienstälteste Oberbürgermeister Hessens, der Hanauer OB Claus Kaminsky (SPD), wird im nächsten Jahr seine Amtsgeschäfte übergeben. „Es ist jetzt ein guter Zeitpunkt, das Ruder zu übergeben“, sagte der 65-Jährige. Als mögliche Nachfolger stehen Bürgermeister Maximilian Bieri (SPD) und Stadträtin Isabelle Hemsley bereit.
In Hessen stehen am 15. März 2026 Kommunalwahlen an. Die Hanauer sollen aus organisatorischen und finanziellen Gründen möglichst bei diesem Termin auch in einer Direktwahl über den oder die künftige OB entscheiden, sagte Kaminsky. Er führt die Geschäfte bis zum 30. September 2026 weiter.
Übergabe an jüngere Generation
Mit seinem Antrag auf vorzeitigen Ruhestand, dem der Magistrat am Montag zustimmte, hat Kaminsky den Weg für eine geordnete Übergabe der Stadtführung an eine jüngere Generation freigemacht: Bieri ist 34 und Hemsley 35 Jahre alt. „Beide haben das Zeug und die Fähigkeit“, sagte Kaminsky über seine beiden engsten Mitarbeiter im Magistrat.
Bieri und Hemsley gaben öffentlich bekannt, dass sie sich bei ihren jeweiligen Parteien als OB-Kandidaten bewerben wollen. Beide arbeiteten bislang eng zusammen und traten bei Terminen häufig auch im „Doppelpack“ auf. An ihrer guten und engen Zusammenarbeit zum Wohl der Stadt solle sich, so bekundeten sie, auch nichts ändern, wenn der Wahlkampf beginne.
Harmonisches Verhältnis über Parteigrenzen hinweg
Kaminsky hatte zuletzt seinen beiden möglichen Nachfolgern bei vielen Gelegenheiten die öffentliche Bühne überlassen. Ihre Ämter als Bürgermeister beziehungsweise Stadträtin übernahmen Bieri und Hemsley vor gut zwei Jahren.
Der Sozialdemokrat Kaminsky erklärt, er wünsche sich parteipolitische Kontinuität und deshalb Bieri als Nachfolger. „Ich will aber deutlich sagen: Ich bin nicht gegen Isabelle Hemsley.“ Alle drei Politiker sind – auch öffentlich –per Du und ziehen in wichtigen Fragen an einem Strang.
Streit mit Landesamt um richtige Bevölkerungszahl
Das gilt beispielsweise für den Kampf der Stadt gegen die vom Statistischen Landesamt ermittelte Bevölkerungszahl von 93.632. Hanau hält diese Zahl für viel zu niedrig und zweifelt die Methodik der statistischen Ermittlung an.
Mit dem Abrutschen unter die Marke von 100.000 Einwohnern hat Hanau vorerst seinen Status als Großstadt verloren. Bei einer geringeren Einwohnerzahl drohen zudem finanzielle Nachteile. Hanau hat Widerspruch gegen das Ergebnis des Zensus 2022 eingelegt, andere hessische Städte folgten dem Beispiel.
Innenstadtumbau und Anschlag als wichtige Wegmarken
Kaminsky ist sei 2003 Hanauer OB und wurde viermal im ersten Wahlgang gewählt. Eigentlich hätte seine Amtszeit im November 2027 geendet.
In seine Amtszeit fielen der Abzug der US-Streitkräfte, die Umwandlung der frei gewordenen Militärflächen für zivile Zwecke, der Umbau der Innenstadt und der Umgang mit dem Anschlag vom 19. Februar 2020. An diesem Tag hatte ein deutscher Täter in der Stadt neun junge Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst.