Musik, Tanz, Sprache: 25 Jahre für jiddische Kultur und Verständigung

Millionen Menschen sprachen einst Jiddisch. Wie groß ihre Bedeutung und wie lebendig die Sprache heute ist, zeigt der Yiddish Summer Weimar, der inzwischen ein Jubiläum feiern kann.

Auf ein viertel Jahrhundert Geschichte blickt der Yiddish Summer Weimar zurück und will das Erreichte bei der Jubiläumsausgabe in den Fokus nehmen. „Wir haben große internationale Austauschprojekte für junge Erwachsene und jährlich in der Regel zwischen 10.000 und 15.000 Besucher“, sagt Festivalleiter Alan Bern. Dazu kämen zwischen 200 und 300 Workshop-Teilnehmende, die weltweit Auftritte absolvierten. 

Einst Millionen Jiddisch-Sprecher

Jiddisch ist eine Umgangssprache mancher Juden, wird aber auch von anderen Menschen gelernt und gesprochen. Die Wurzeln der Sprache reichen lange zurück, in ihr haben sich etwa Hebräisch und Deutsch vermischt. Vor der Schoah – also die systematische Vernichtung der Juden im Nationalsozialismus – sprachen Schätzungen zufolge elf Millionen Menschen Jiddisch, heute gehen Fachleute von weltweit etwa 1,2 Millionen aus.

Die Projekte des Festivals rund um jiddische Kultur hätten Musiker verschiedener Herkunft zusammengeführt und gemeinsame Wurzeln freigelegt, so Bern. Auch Auszeichnungen heimste das Festival ein, etwa 2018 den Shimon-Peres-Preis der Stiftung deutsch-israelisches Zukunftsforum für das Jugend-Musik-Projekt Caravan Orchestra. Dort musizieren junge Menschen aus Deutschland und aus Israel – Juden, Muslime und andere.

Ein weiteres Projekt wird im Sommer dank EU-Förderung nicht nur in Weimar und Erfurt auftreten, sondern auch in der Türkei und Griechenland. Das YAM Ensemble eröffnet auch das Festival am 12. Juli auf dem Herderplatz in Weimar.

Schnupperkurse zum Kennenlernen

Mehr als 100 öffentliche Veranstaltung mit Konzerten und mehr stehen bis zum 17. August auf dem Programm. Gerade die Schnupperkurse in der Kern-Festivalwoche vom 12. bis 16. August sollten etwaige Berührungsängste nehmen, erklärt Kurator Andreas Schmitges. Kostenlos und ohne Anmeldung vermittelten diese aktiv einen Eindruck von jiddischer Sprache, Tanz und Musik.

Bern betonte: „Es gibt eigentlich keinen relevanteren Ort für das Festival als Deutschland und vor allem Weimar.“ Damit bezieht sich der Musiker auch auf die NS-Geschichte Weimars: So jubelten etwa einst Tausende in der Stadt in unmittelbarer Nähe zum KZ Buchenwald Adolf Hitler bei seinen Besuchen zu. Gleichzeitig erklärte Bern, er wolle erreichen, dass nicht zuerst an die Schoa gedacht werde, wenn es ums Jiddische geht. „Wir möchten zeigen, dass wir feiern können und die ganze Welt Freude an der jiddischen Kultur haben kann.“

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