Der Karneval der Kulturen erreicht mit dem bunten Umzug seinen Höhepunkt. Auch an ungewohntem Ort feiern Hunderttausende Menschen fantasievolle Kostüme und kulturelle Vielfalt.
Bunt, ausgelassen und vielfältig wie immer – aber mit neuer Strecke: Der Karneval der Kulturen ist mit seinem traditionellen Umzug zum ersten Mal in seiner fast 30-jährigen Geschichte nach Friedrichshain gezogen. Fröhlich feierten laut Veranstalter rund 750.0000 Menschen an den einstigen Prachtstraßen der DDR das multikulturelle Spektakel.
68 Gruppen mit rund 4.000 Akteurinnen und Akteuren waren nach Angaben der Veranstalter tanzend, trommelnd oder singend auf der Frankfurter Allee und der Karl-Marx-Allee unterwegs. Aufwendige Kostüme, bunte Farben und internationale Musik prägten das Straßenbild.
Dicht gedrängt und tanzend an der Strecke
Um sich einen guten Platz an der Umzugsstrecke zu sichern, waren etliche Gäste schon am Vormittag gekommen – mit ausreichend Proviant und Regencape im Gepäck. Nach einem Regenguss vor dem Start des Umzugs blieb es jedoch zunächst trocken. Teils gab es aber kräftige Windböen.
Oft dicht gedrängt verfolgten die Besucherinnen und Besucher den Umzug. Die Stimmung war ausgelassen, viele Menschen tanzten. Aus Lautsprechern war von der Strecke zu hören „Lasst uns gegen Rassismus tanzen“. Die Co-Leiterin des Karnevals der Kulturen, Anna-Maria Seifert, schwärmte: „Ich habe das Gefühl, dass sich das Publikum wunderbar mischt: Kreuzberg, Osten, Brandenburg.“ Es gebe viele positive Rückmeldungen über die neue Strecke.
Auch Polizei und Veranstalter sprachen von einer friedlichen und ausgelassenen Stimmung. Bislang gebe es keine „nennenswerten Vorkommnisse“, sagte eine Polizeisprecherin.
Sperrelement und Hunderte Polizisten
Der Bereich war großräumig abgesperrt. Verschiedene Sperrelemente an Zufahrtsstraßen und Seitenstraßen sollten Besucher vor möglichen Amokfahrten oder Terroranschlägen schützen.
Im Vorfeld des Umzugs hat die Polizei rund 125 falsch geparkte Fahrzeuge abgeschleppt. Seit dem frühen Morgen wurde die Strecke kontrolliert und Autos umgesetzt, wie die Polizeisprecherin sagte. Wegen Parkverstoßes müssen die Halter mit einem Ordnungswidrigkeitsverfahren rechnen, zudem gebe es eine Rechnung für die Abschleppkosten.
Parallel zum Straßenumzug geht in Kreuzberg rund um den Blücherplatz das Straßenfest bis Pfingstmontag weiter. Die Polizei begleitete den Karneval am Sonntag nach eigenen Angaben mit rund 1.500 Beamtinnen und Beamten. Polizisten aus Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen kamen zur Unterstützung.
Straßenfest geht in Kreuzberg weiter
Im vergangenen Jahr feierten rund 1,1 Millionen Menschen das viertägige Fest, allein 650.000 von ihnen verfolgten den Umzug. Dass dieser in diesem Jahr trotz neuer Route rund 100.000 Gäste mehr hatte, sei besonders erfreulich, erklärte eine Sprecherin des Karnevals der Kulturen. Die Polizei machte keine konkreten Angaben, sprach aber von Besucherzahlen im „sechsstelligen Bereich“.
Grund dafür, dass der Umzug diesmal im Osten Berlins war, ist eine Großbaustelle an der ursprünglichen Strecke. Offen ist laut Veranstalter, ob das Spektakel im nächsten Jahr an den gewohnten Ort zurückkehrt – oder wieder durch Friedrichshain zieht. Angesichts der angespannten Haushaltslage Berlins gelte es, die Finanzierung für die nächsten zwei Jahre sicherzustellen, betonte Co-Leiterin Seifert. Der Berliner Senat hat wie schon im Vorjahr 1,4 Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung gestellt.
Fest als Zeichen gegen Rassismus
Der Karneval der Kulturen hat seine Ursprünge im Jahr 1996. Als Folge von Rassismus und zahlreichen Übergriffen sollte er ein Zeichen für Diversität und friedliches Miteinander setzen. Ein Awareness-Team sollte an diesem Wochenende dafür sorgen, dass Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung auf dem Fest keinen Platz haben.
Um die Belastung für die Umwelt gering zu halten, appellierte der Veranstalter, Müll möglichst zu vermeiden beziehungsweise ordentlich zu entsorgen. Nach dem Umzug ist am Pfingstmontag ein „Clean-up“ von Teilnehmern und Besuchern geplant. Da der Mittelstreifen entlang der neuen Umzugsstrecke wichtiger Lebensraum für Pflanzen- und Insektenarten ist, wurden die Besucher mit Schildern und persönlich darum gebeten, ihn zu vermeiden.