Im Prozess von Sean „Diddy“ Combs warnt der Richter ihn vor Kontaktversuchen zu den Geschworenen. Es droht der Ausschluss aus dem Gericht.
In der vierten Woche im Strafprozess gegen Sean „Diddy“ Combs (55) geht es weiterhin hoch her. Richter Arun Subramanian musste den angeklagten Rap-Mogul am Donnerstag scharf rügen, nachdem dieser wiederholt versucht hatte, mit den Geschworenen in Kontakt zu treten. Während der Vernehmung einer Zeugin soll Combs gezielt zu den Jurymitgliedern geblickt und dabei wiederholt genickt haben, berichtet unter anderem der britische „Guardian“.
„Heftiges Nicken“ bei Zeugenaussage
Der Vorfall ereignete sich während der Aussage von Bryana Bongolan, einer langjährigen Freundin von Combs‚ Ex-Partnerin Cassie Ventura. Richter Subramanian beobachtete, wie der 55-Jährige während der kritischen Befragung „heftig nickte“ und dabei direkten Blickkontakt zu den Geschworenen suchte. Ein solches Verhalten gilt als unzulässige Beeinflussung der Jury und kann schwerwiegende Konsequenzen haben.
In der Mittagspause stellte der Richter Combs‘ Anwälte demnach zur Rede. „Es sollte keinerlei Versuche geben, mit dieser Jury zu interagieren“, machte Subramanian laut des Berichts unmissverständlich klar. Sollte sich das Verhalten wiederholen, „könnte das zum Ausschluss Ihres Mandanten aus dem Gerichtssaal führen“. Combs‘ Anwälte versicherten sofort, dass so etwas nicht noch einmal vorkommen werde.
Aussage über gewalttätigen Vorfall
Die Zeugin Bongolan hatte zuvor erschütternde Details über einen angeblichen Vorfall aus dem Jahr 2016 geschildert. Sie behauptet, Combs habe sie vom Balkon von Venturas Apartment im 17. Stock in Los Angeles baumeln lassen, bevor er sie auf die Balkonmöbel geschleudert habe. Das Ereignis habe bei ihr Albträume und Paranoia ausgelöst. Combs‘ Verteidiger bestreiten Bongolans Glaubwürdigkeit und werfen ihr Inkonsistenz in ihren Aussagen vor.
Der Prozess gegen den einstigen Hip-Hop-Mogul läuft seit Anfang Mai. Die Staatsanwaltschaft wirft Combs unter anderem Sexhandel, Drohungen, Organisierte Kriminalität und andere Vergehen vor. Bei einer Verurteilung in allen Anklagepunkten droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. Die Staatsanwaltschaft könnte ihre Beweisführung bereits in der kommenden Woche abschließen. Die Verteidigung hat wiederum signalisiert, dass ihre Präsentation bis Anfang Juli dauern könnte.
Tumult bereits am Vortag
Der Zwischenfall war nicht der erste Störfall in dem hochbrisanten Verfahren. Am Mittwoch hatte eine Zuschauerin für Tumulte gesorgt, als sie die Juristen lautstark beschimpfte. Die Frau, die sich als Unterstützerin des Angeklagten entpuppte, musste von Sicherheitskräften aus dem Gerichtssaal entfernt werden. Sie gab später an, sie habe das Gefühl gehabt, dass man sich unfair über Combs lustig mache.