Überfall auf Kim Kardashian: Zehn Jahre Haft für Hauptangeklagten gefordert

Im Prozess zum Raubüberfall auf US-Reality-Star Kim Kardashian in Paris hat die Staatsanwaltschaft zehn Jahre Haft für den Hauptangeklagten gefordert. Für die anderen neun Angeklagten beantragte Staatsanwältin Anne-Dominique Merville am Mittwoch jeweils mindestens sechs Jahre Haft. „Ich bin fest überzeugt, dass sie alle schuldig sind“, sagte die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer. „Sie haben ihren Coup geplant und ausgeführt“ – ohne Rücksicht auf ihr Opfer Kardashian. 

Bei ihrem Überfall hätten die Täter „keinerlei Mitleid“ für Kardashian oder den Mann an der Rezeption gezeigt,, sagte Merville. Heute würden die Angeklagten wie eine Diebesbande von Opas dargestellt. „Aber 2016 waren es erfahrene Kriminelle mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen.“ 

Bei dem Hauptangeklagten bestehe aus gesundheitlichen Gründen zwar kein Risiko mehr, dass er weitere Taten begehe, aber er müsse für seine Taten bestraft werden, erklärte die Staatsanwältin. Der 69 Jahre Aomar Aït Khedache nahm die Strafforderung regungslos auf. Er ist inzwischen taub und weitgehend stumm und folgte der Verhandlung, die live verschriftlicht wurde, auf einem Computer.

Die als Polizisten verkleidete Räuber waren im Oktober 2016 nachts in Kardashians Suite in einer Pariser Luxus-Hotelresidenz eingedrungen, hatten sie gefesselt und geknebelt und Schmuck im Wert von rund neun Millionen Euro erbeutet, darunter der Verlobungsring aus ihrer Beziehung mit Rapper Kanye West. Diesen hatte sie zuvor häufig auf Selfies präsentiert. 

Die 44-jährige Influencerin und Unternehmerin war in der vergangenen Woche selber vor Gericht erschienen, was einen riesigen Medienauflauf ausgelöst hatte. „In dieser Nacht dachte ich, dass ich sterben würde“, schilderte sie weinend vor Gericht. Sie habe die Männer damals angefleht, ihr Leben zu verschonen, damit sie zu ihren Kindern zurückkehren könne.

Kardashian verzichtete anschließend lange auf Paris-Besuche und postet Fotos von Reisen seitdem nur noch zeitversetzt. Sie berichtete vor Gericht von ihrer Todesangst, erklärte aber auch, dass sie dem Hauptangeklagten verzeihe. Bei ihrem Auftritt trug sie einen schwarzen Blazer und auffälligen Schmuck, unter anderem einen großen Ring, der dem gestohlenen ähnelte.

Der Hauptangeklagte hatte früh seine Mitverantwortung eingeräumt, aber bis zuletzt bestritten, dass er der Strippenzieher gewesen sei. Nach Ansicht der Staatsanwältin bestehen jedoch keine Zweifel daran, dass er den Auftrag gegeben und die Mittäter rekrutiert habe. Er habe außerdem einen Großteil der Beute in Brüssel weiterverkauft. 

Von den übrigen Angeklagten ist einer derzeit in Chemotherapie, und der andere leidet an Parkinson. Zu den Angeklagten zählten auch der Bruder eines Fahrers von Kardashian, der die Diebe über Kardashians Agenda informiert hatte. Mit dem Urteil wird am Freitag gerechnet.