Hochschulen: Hessen für engere Kooperation mit US-Forschern

Hessens Hochschulen unterhalten vielfältige Partnerschaften mit US-Universitäten. Angesichts des Drucks durch die US-Politik von Trump wollen sie die Bande teils noch enger knüpfen.

Entlassungen, Mittelkürzungen, Stellenabbau – die Einschnitte an US-Universitäten durch die Politik von US-Präsident Donald Trump werden auch in Hessen mit Sorge gesehen. Gravierende Auswirkungen auf konkrete Projekte sind zwar bisher nicht zu spüren, wie eine Umfrage unter mehreren Unis ergab. Doch fürchten hiesige Universitäten um die Freiheit von Forschung und Lehre – und werben jetzt teils erst recht für eine enge Zusammenarbeit mit US-amerikanischen Wissenschaftlern.

Minister für engere Zusammenarbeit 

Auch Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD) sicherte den US-Universitäten die Solidarität Hessens zu. Gerade in dieser Zeit seien der Austausch und die internationale Zusammenarbeit wichtig – und gerade zwischen Europa und Amerika, erklärte Gremmels auf Nachfrage der Deutschen-Presse-Agentur. 

Aktuell gebe es 135 Hochschulkooperationen mit den USA. „Allein mit unserem Partnerbundesstaat Wisconsin existieren 40 Kooperationsvereinbarungen. Unser Interesse ist es, diese Kooperationen aufrechtzuerhalten und weiter zu stärken. Wir lassen unsere Partner nicht im Stich, sie haben unsere volle Solidarität“, sagte Gremmels.

Globale Probleme nur mit vernetzter Forschung zu lösen

Wissenschaftliche Einschränkungen in den USA schadeten dem wissenschaftlichen Fortschritt weltweit, gerade in Bereichen der Klima– und Gesundheitsforschung, ergänzte der Minister. „Wir haben globale Probleme zu lösen, das werden wir nur schaffen, wenn wir global exzellente Forschung vernetzen. Wissenschaft lebt von Freiheit und von Kooperation.“

An der Gießener Justus-Liebig-Universität (JLU) gibt es ein zu Jahresbeginn bewilligtes Projekt der Medizinforschung, das nach Angaben einer Sprecherin mit Mitteln aus den USA kofinanziert wurde. Zwar seien sogenannte Overheadmittel, mit denen Begleitkosten bestritten werden, gestrichen worden – das Projekt sei jedoch derzeit nicht gefährdet. Auch seien andere Projekte nicht von finanziellen Restriktionen betroffen. „Mit Sorge werden aber auch an der JLU die möglichen negativen Folgen für die transatlantische Forschungskooperation insgesamt gesehen“, erklärte die Sprecherin.

Ganz grundsätzlich bestünden langjährige, intensive und gute Kooperationsverbindungen mit Hochschulen in den USA. Gerade jetzt gelte es aus Sicht des JLU-Präsidiums, den engen Kontakt und die Verbindungen mit den Partnerinnen und Partnern jenseits des Atlantiks zu stärken. Dies habe im April auch im Mittelpunkt des Besuchs einer hochrangigen Delegation aus dem US-Bundesstaat Wisconsin an der Universität Gießen gestanden. Eine Stärkung institutioneller Verbindungen im Rahmen der hessischen Landespartnerschaften mit den USA könnte aus Sicht der Uni starke positive Effekte haben.

Sorge auch in Frankfurt

Auch in Frankfurt beobachte man die Situation – allerdings in erster Linie mit großer Sorge um die Wissenschaftsfreiheit, hieß es von der Universität. Ob Studierende vor einer Einschreibung an der Goethe-Universität über ein Studium in den USA nachgedacht haben, lasse sich nicht sagen. Statistisch gebe es darüber keine Erkenntnisse. Man stehe zudem im Austausch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. „Ein aktives Anwerben ist im Rahmen der Regeln für Berufungsverfahren nur bedingt möglich“, teilte die Uni mit.

TU Darmstadt sieht einzelne US-Forschende betroffen

An der Technischen Universität (TU) in Darmstadt seien Kürzungen im Forschungsbereich nicht zu beobachten, hieß es von der Uni. Es kämen allerdings auch nur sehr wenige direkte Fördermittel öffentlicher Fördergeber aus den USA, sagte eine Sprecherin. Allerdings gebe es Rückmeldungen, dass einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler individuell betroffen seien. Zum Beispiel würden sie die Finanzierung für schon geplante Seminare nicht bekommen oder US-Partner hätten keine finanziellen Mittel mehr. Dies seien jedoch Einzelfälle. Konkrete Anfragen von Wissenschaftlern aus den USA nach einem Wechsel an die TU lägen aktuell nicht vor.

Marburger Uni sieht bisher keine Folgen für Projekte und Austausch

An der Marburger Philipps-Universität laufen einzelne Forschungsprojekte mit Partnern aus den USA, vor allem im medizinischen Bereich. „Auswirkungen der US-Politik auf diese Projekte sind aktuell zentral nicht feststellbar“, hieß es von der Pressestelle. Auch für den Austausch auf persönlicher Ebene seien bisher – soweit von zentraler Verwaltungsebene überschaubar – keine Folgen festzustellen, und zentrale Anfragen von US-Forschenden lägen zentral ebenfalls derzeit nicht vor.