Indien fordert internationale Aufsicht über Pakistans Atomwaffenarsenal

Vor dem Hintergrund der jüngsten Eskalation im Kaschmir-Konflikt hat Indiens Verteidigungsminister Rajnath Singh gefordert, das Atomwaffenarsenal des verfeindeten Nachbarlands Pakistan unter die Aufsicht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zu stellen. „Ich möchte der Welt die Frage stellen: Sind Atomwaffen in den Händen einer skrupellosen und unverantwortlichen Nation sicher?“, sagte Singh am Donnerstag bei einer Truppenansprache in der Stadt Srinagar im indisch kontrollierten Teil von Kaschmir.

„Ich denke, dass Pakistans Atomwaffen unter die Kontrolle der IAEA gestellt werden sollten“, sagte er weiter. „Die ganze Welt hat gesehen, wie Pakistan Indien in unverantwortlicher Weise mehrfach mit Atomangriffen gedroht hat“, fügte der indische Verteidigungsminister hinzu. 

Die Regierung in Islamabad hat inmitten der jüngsten Eskalation im Konflikt um Kaschmir stets versichert, keine Atomwaffen einsetzen zu wollen. Seit Samstag gilt nach tagelangen Kämpfen eine Waffenruhe.

Islamabad forderte nach den Äußerungen Singhs seinerseits eine „gründliche Untersuchung“ eines „Schwarzmarktes“ für Atomwaffen in Indien. Die IAEA und die internationale Gemeinschaft sollten besorgt sein angesichts „wiederholten Diebstahls und illegalen Handels mit nuklearem und radioaktivem Material in Indien“, hieß es in einer Erklärung des pakistanischen Außenministeriums am Donnerstag. Diese Vorfälle deuteten darauf hin, dass in Indien ein Schwarzmarkt für „sensible Dual-Use-Materialien“ bestehe.  

Der seit Jahrzehnten andauernde Konflikt um die Himalaya-Region Kaschmir war nach einem Anschlag mit 26 Toten auf indische Touristen im indisch kontrollierten Teil von Kaschmir wieder aufgeflammt. Indien beschuldigte Pakistan, den Angriff unterstützt zu haben, was die Regierung in Islamabad bestritt. Beide Länder überzogen sich zunächst mit einer Reihe von Strafmaßnahmen.

Am Mittwoch vergangener Woche war der Konflikt dann auch militärisch eskaliert: Indien bombardierte mehrere Ziele in Pakistan, Islamabad antwortete mit Gegenangriffen. Es handelte sich um die heftigsten Kämpfe seit Jahrzehnten zwischen den beiden verfeindeten Nachbarländern, bei denen auf beiden Seiten rund 70 Menschen getötet wurden. 

Die Region Kaschmir im Himalaya ist seit der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans im Jahr 1947 geteilt. Beide Länder beanspruchen Kaschmir vollständig für sich und haben bereits zwei Kriege um die Kontrolle der Bergregion geführt.